Wir freuen uns auf unser Schottland-Abenteuer mit unserem Bus.


Samstag, den 17.09.22 – Es geht los! – Camping Amsterdam aan Zee
Vorfreude und Entspannung zunächst einmal im Sonnenschein. Doch der Wind pustet dunkle Regenwolken ins Land. Starkregen erwischt uns auf dem Rückweg von unserem Abendessen. Die nasse ‚Pracht‘ hält an aber nur Eine von uns hat schlauerweise Gummistiefel im Gepäck.
Sonntag, den 18.09.22 – Busleben im Regen

Die Heizung funktioniert, unser Bus hält uns warm und trocken. Kleinere Regenpausen nutzen wir für einen Besuch beim Eierautomaten, zum Wasser auffüllen und für andere Bedürfnisse. Jeder mit dem Schuhwerk seiner Wahl. Die Nacht begleitet vom Stakkato der Regentropfen und vielfältigen Böen lassen den Bus beben.
Montag, den 19.09.22 – Ijmuiden: Warten auf die Fähre – Überfahrt nach Newcastle
Die Wolken verdecken die Sonne und dennoch glitzert diese am Horizont während wir den Hafen verlassen. Unseren Bus wissen wir zwei Etagen tiefer. Ein merkwürdiges Gefühl, nach drei Jahren wieder in einem fremden Bett zu schlafen, breitet sich aus. Das Schiff schaukelt uns neben zahlreichen Umgebungsgeräuschen in den Schlaf. Doch auch in dieser Nacht erreicht nur Einer das Traumland.



Dienstag, den 20.09.22 – Ankunft in Newcastle – Fahrt zum Blair Drummond Caravan Park
Großes Rechts und Kleines Links! Dieses Motto gilt nicht nur für Australien, Neuseeland und Südafrika, es hilft uns ebenfalls auf unserer Fahrt durch Schottland im eigenen Bus. Noch fahren wir mit dem Navi aber die Karte schlummert im Gepäck. ‚GPS-Signal verloren‘, ‚kein Netz‘ – blinkende Signale, die immer mal wieder im Bewusstsein aufblitzten, konnten nur so beruhigt werden.
Wir kommen auf einem traumhaften Platz an, laufen durch den von zwitschernden Vögeln bevölkerten Wald, treffen auf ein Farmhaus und geben uns einer kulinarischen Reise hin. Heute Nacht herrscht Ruhe und Frieden.


Mittwoch, 21.09.22 – Blair Drummond Caravan Park: Ausflug zum Doune Castle…
Angekommen: Vogelgezwitscher weckt uns sanft. Die Sonne leckt an den Baumwipfeln, schiebt sich langsam höher und verspricht einen Tag ohne Regen. Heute dient der morgendliche Kaffee dem Genuss und nicht der Überwindung einer schlaflosen Nacht.





Wie immer laufen wir in die ungefähre Richtung los, wo wir unser Ziel vermuten: Doune Castle. Verträumt bummeln wir am Fluss entlang, bis die Erkenntnis ins Bewusstsein wabert, dass wir diesen irgendwann überqueren müssen.


Wir pausieren vor einer Fischerhütte und der Blick auf das Handy erklärt uns, dass unser Weg ins Nichts führt. Da wollen wir aber doch gar nicht hin. Etwas ratlos erreichen uns zwei Fischer, die uns in der Hütte ihren größten Fang präsentieren und einen Weg zum Castle beschreiben, den wir beschreiten dürfen. Brav schließen wir jedes Tor hinter uns, schlendern durch den Ort, entdecken in einem Hinterhof ein kleines Café und entscheiden uns für einen leckeren, gesunden Snack. Es gibt nicht nur Fish & Chips in Schottland.

Derart gestärkt, begeben wir uns im Castle auf die Spuren von Monty Pythons Film: ‚Die Ritter der Kokosnuss‘ und der Serie ‚The Outlander‘. Wirklich beindruckend und völlig unprätentiös präsentiert sich dieses Gemäuer. Ein Audio-Guide führt uns mit lustigen Anekdoten durch die Räume.
Auf dem Rückweg fällt uns eine Destillerie vor die Füße. Ein junger Mann mit breitem schottischen Akzent kredenzt uns zwei Whiskey-Proben. Die letztere bezeichnet er als ‚like a punch in the face‘. Wir entscheiden uns für die erstere.

Leichtfüssig finden wir unseren Rückweg und freuen uns auf unser Zuhause. Kurz davor überholt uns ein Auto: die beiden ‚Fishing Guys‘. Sie waren leider nicht so erfolgreich wie wir. Es ist überraschend, dass Jedermann und Jedefrau für einen Plausch bereit ist. Land und Leute heißen uns immer wieder aufs Neue willkommen.
Morgen geht es weiter. Mal sehen wohin uns der Weg führt.
Donnerstag, 22.09.22 – Von Loch zu Loch im Wechselbad der Gefühle
Quirlige rote Eichhörnchen, typisch für diese Gegend, verabschieden uns von unserem ersten Platz. Wir starten frühzeitig in der ersten Regenpause Richtung Aberfoyle, dem „Tor zu den Highlands“. Sattes Grün spiegelt sich in den Pfützen der frisch gewaschenen Straßen. Achtsam nutzen wir Parkbuchten und lassen eilende PKWs vorbei. Unser erster Stopp ist das Scottish Wool Centre im Zentrum des Ortes. Mein Interesse lässt schnell nach, da das touristische Angebot mehr Acryl als Wolle bietet und ich befriedige ein anderes Bedürfnis. Da lässt man den Mann für ein paar Augenblicke allein und er verschwindet scheinbar spurlos. Dafür weckt die Literatur mein Interesse, bis ich ein Lächeln von einem Kerl mit strahlend blauen Augen im blauen Tweed-Jacket empfange. Und schon habe ich Michael in den Tiefen des Shops gefunden. Mit großer Freude bezahlt er sein Woll-Jacket von lokalen Schafen in lokaler Herstellung. Dreimal lösen wir auf dem Weg nach Draußen einen infernalisch lauten Alarm aus. Michael sucht mit der Verkäuferin nach weiteren versteckten Sicherungen. Dies trübt unsere Freude keineswegs und wir beglücken noch einen lokalen Metzger mit unseren Wünschen.


Es geht weiter über den ‚Dukes Pass‘ durch goldene Birkenwälder und hochgewachsene Tannen, den Archay Forest aus der Talsohle heraus. Die schlängelnde Straße benötigt unsere Aufmerksamkeit aber die leuchtenden Farben der Natur hinterlassen ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit. Wir gönnen uns auf den Spuren von Rob Roy einen Abstecher nach Loch Katherine. Kurz keimt der Gedanke auf, den dortigen Campingplatz zu nutzen, doch es drängt uns weiter Richtung Highlands. Kein Netz! Triumphierend greife ich zur Karte und sage an, wo es lang geht. Das kann ich gut.



Die Landschaft präsentiert sich rauher und wilder in den Bergen und im Moor. Wieder einmal bin ich froh über meine Gummistiefel, denn vor versteckten, tiefen ‚Dips‘, die allerdings die Straße betreffen, wird immer wieder gewarnt. Wir sind im Harry-Potter-Land angekommen.


Die zauberhafte Stimmung erfährt ein jähes Ende durch einen lauten Knall gegen das Beifahrer-Fenster. Das Wohnmobil auf der Gegenspur touchiert uns mit hoher Geschwindigkeit und läßt uns erschreckt anhalten. Den Schrecken noch in den Gliedern geht mein Griff unmittelbar zum Gaffer-Tape. Ich steige aus, fotografierte den Schaden und gemeinsam retten wir von unserem Außenspiegel alles, was möglich ist.



Etwas neben der Spur versuchen wir wieder in die Spur zu kommen. Der untere Außenspiegel und die Reste reichen für eine vorsichtige Weiterfahrt. Panisch suche ich nach einer Werkstatt und immer unruhiger werdend, spüre ich die großen Autos auf der Gegenspur. Nach ein paar Meilen erreichen wir unser Ziel. Full booked. Es gibt keinen ‚pitch‘ mehr für uns. Enttäuschung und Erschöpfung scheinen aus jeder Faser unserer Körper zu fließen. Doch diese Gefühle verschwinden schlagartig als ein wieder einmal freundlich lächelnder Schotte aus dem Nebenzimmer auf der Bildfläche erscheint. Er erkundigt sich nach der Richtung unserer Tour und reicht mir einen Zettel mit Plätzen und Telefonnummern in der Nähe. Voller Dankbarkeit platze ich mit unserem Erlebnis heraus. Tröstend erklärt er, dass er sieben bis acht Camper im Monat hat, die unser Schicksal teilen.
Auch wenn dies kein Trost ist, die Straßen immer enger und die entgegenkommenden Fahrzeuge nicht kleiner werden, entscheiden wir, unseren Bus in Deutschland in Hände unseres Vertrauens zu geben und zuversichtlich weiter zu fahren. Der erste Anruf ist erfolgreich. Wir haben einen Platz für die Nacht. Die mitfühlende Dame (ich lasse jedem an unserem Schicksal teilhaben – was raus muss, muss raus) gibt uns einen besonders schönen Platz mit Blick auf das Wasser, das aus dem Loch Linnhe direkt in den Ozean fließt.



Erschüttert von den Ereignissen halte ich mit Aktionismus dagegen. Zeitgleich buche ich erfolgreich eine Fähre zur Isle of Skye und einen Campingplatz für das Wochenende. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Ein wenig traurig schauen wir dennoch in den Sonnenuntergang.


Freitag, 23.09.22 – Es geht weiter nach Arisaig – Tigh-na-mara Campsite & Pods
Unsere gestrige wechselhafte Gefühlswelt spiegelt sich im heutigen wechselhaften Wetter. Regen, Wind, Wolken und Sonne begleiten uns durch den Tag. Auch wenn unsere Tage namenlos ineinanderfließen, spüren wir das Wochenende. Die Straßen, Parkplätze und Stellplätze sind voll. Die camperfreudigen Engländer reservieren und buchen im voraus. Wir füttern den Bus, freuen uns über ein zugerufenes „nice vehicle“ – trotz Schaden und Schrammen und beginnen frühzeitig mit unserer Suche an der Westküste. Schilder mit Aussagen: no pitches, full, no vacancies häufen sich auf unserem Weg.


Wir landen, wo wir landen sollen. Zehn Minuten vom Fährhafen entfernt, können wir uns sogar noch einen Platz aussuchen. Wir sitzen entspannt vor oder in unserem Bus, genießen die Sonne oder flüchten vor dem Regen, beobachten die Neuankömmlinge und Michael macht auch wieder Schabernack.
Morgen geht es mit der Fähre auf die Isle of Skye – gebucht und bezahlt!


Die unglaubliche Natur streichelt unsere Seele und nach den ‚Crash-Bildern‘ sollten diese hier nicht fehlen.





Unsere Nachbarn aus Deutschland teilen unsere Begeisterung für Schottland und bei einem Whiskey erhalten wir ein paar Tipps für unsere weitere Tour. Der Bus wärmt uns auf, denn es ist doch recht frisch am Abend. Michael feiert seine neue Tweed-Jacke. Gut so!

Samstag, 24.09.22 – Überfahrt zur Isle of Skye – Fröhlich winkend durch die grünen Hügel
Die Möwen in unserer Bucht entschließen sich, uns früh aus dem Traumland zu holen. Doch unser Blick aus dem Fenster ist ebenso traumhaft. Wir spüren wie die Sonne sich durch die Wolken kämpft: ein Strahl nach dem anderen sticht durch die graue Wolkendecke. Es hält uns nicht länger in unserem kuscheligen Nest und wir machen uns auf den Weg, obwohl unsere Fähre erst um 11:15 den Hafen verlässt. Entspannt stoppen wir auf einem Parkplatz, fasziniert vom Spiel des Lichtes mit der schottischen Natur.

Am Hafen in Mallaig drückt, der uns einweisende Schotte beide Augen zu und lässt uns auf eine frühere Fähre. Das Farbspiel verändert sich in mannigfaltige Grautöne während der Überfahrt.






Unser begehrtes, erstes Ziel auf der Isle of Skye sind die Fairy Pools. Ein touristischer Hotspot der Insel aber wir lassen uns nicht abschrecken. Übersät von Schlaglöchern bietet die einspurige Straße immer wieder Ausweichbuchten und reduziert unser Tempo. Wir haben es nicht eilig.
Unser heutige Platz ist gebucht und bezahlt! Habe ich schon erwähnt, oder?
Also nehmen wir es, wie es kommt. Jeder Autofahrer, der uns entgegenkommt, bedankt sich winkend für den Raum, den wir ihm geben. Wir winken immer zurück. Unsere Wink-Aktivität steigert sich mit jeder Kurve, jedem Hügel, jeder Ausweichlücke. Auf dem erhöhten Sitz mit Blick auf die PKWs bin ich die Königin der Welt – oder zumindest der Isle of Skye -, die erhaben winkend durch die schottischen Hügel gleitet.
Am Ziel erwartet uns ein überfüllter Parkplatz in der Nähe, so definiert es unser Navi, der Fairy Pools. Ein junger, zielgerichtet schreitender Mann winkt mir zu und natürlich winke ich zurück. Alle sind so freundlich hier. Das Winken wird energischer während er zu seinem PKW läuft und mir so etwas wie ‚Space‘ zuruft. ‚Yes Space!‘ – enthusiastisch springe ich aus dem Bus und winke Michael in die freigewordene Parklücke. So, genug gewunken.
Ab jetzt sind andere Körperbewegungen gefordert. Der Weg bis zum Einstieg des Weges zu den Pools beträgt 1000 Fuss. Das sind wieviel Schritte? Nach der Straße geht es über Stein und Stein oder durch Moder und Moder an kilometerweiten, flachen Wasserfällen entlang immer weiter, weiter, weiter… Geschmeidig für Jeden mit geeignetem Schuhwerk.



Bei dem Wort Pool packe ich immer meine Badesachen nebst Handtuch ein, egal bei welchem Wind und Wetter. Doch diese Pools sind nicht nur umringt von spitzen Steinen nein, auch von ebenso vielen Menschen. Wie immer entschädigen uns die Blicke in die Natur für den teilweise mühsamen, nicht enden wollenden Weg. Schritt für Schritt entledigen wir uns unserer Kleidung. Doch nicht so weit, dass es ein Bad im Pool geben wird auch nicht auf dem Rückweg zur Straße. Wieviel Fuss sind es nochmal zum Parkplatz? Berg rauf gefühlt doppelt so viele wie auf dem Hinweg.



Winkend schlängeln wir uns durch die Ausweichbuchten zurück zur sogenannten Hauptstraße. An dieser materialisiert sich auf dem Weg zu unserem Campingplatz eine weitere Destillerie: Talisker.
Diesen Whiskey mögen wir und natürlich braucht unser Bus eine kurze Pause. Wir nutzen sie, begrüßen die Beratung eines ja tatsächlich überaus freundlichen Schotten.

Und dann kuscheln wir uns in unser nächstes Nest in der nächsten Bucht. Glänzende Köpfe tauchen im Wasser auf und der unverkennbare Ruf der Robben vermischt sich mit dem Blöken der Schafe und den Muh-Rufen der Kühe vom anderen Ufer. Mit diesen Geräuschen kann ich schlafen.


Sonntag, 25.09.22 – Von märchenhaften Hügellandschaften zu stürmischen Höhen
Wir lassen den Bus ein wenig für uns / mit uns wandern und genießen die Landschaft. Wieder einmal verpassen wir den Abzweig – „da war doch keine Straße“. Ein immer mal wieder geübtes Wendemanöver bringt uns zurück ins Spiel und zu einer engen, steil ansteigenden Piste. Wir überdenken unseren Wunsch ‚The Fairy Glen‘ erleben zu wollen als ein sehr viel längeres und breiteres Wohnmobil uns entgegenkommt. Es hält in einer entsprechenden Bucht an: wir können vorbei. Also los. Wo dieses Gerät durchkommt, ist auch genug Platz für unser Schätzchen. Der Außenspiegel ist ja schon platt. Wir bereuen unsere Entscheidung nicht:



Wir schlendern durch die grünen Hügel, erklimmen den ein oder anderen und genießen die Aussicht bis immer heftiger werdende Böen an unseren Jacken und unserem Gleichgewicht zerren.


Zurück am Bus geben wir unser nächstes Ziel ein, vertrauen dem Navi und landen über eine mit Schlaglöchern und Schafen übersäten Straße mitten im Nirgendwo. Neugierig blicken die grasenden Schafe auf, einige wolle unseren Weg nicht verlasen. Wir schieben uns langsam vorwärts. Und vorwärts muss es weitergehen, denn es gibt hier keine Möglichkeit zu wenden.

Und dann kommen wir doch irgendwo an.
Mit aller Kraft trotzen wir dem Wind, der uns die Autotüren kaum schließen lässt. Der Sturm reißt uns von den Füßen. Die Mütze tief im Gesicht, pressen wir gegen den Sturm langsam vorwärts bis weit entfernt von dem Rand einer Klippe. Weiter trauen wir uns nicht.


Vor uns beginnen einige todesmutige Wanderer den Aufstieg – Wahnsinn! Wir schaffen es gerade noch zurück zum Bus als der Himmel seine Schleusen öffnet und nicht bereit ist, diese wieder zu schließen.
Unsere Satellitenschüssel fahren wir heute nicht aus und auch die Trittstufe bleibt drin. Nach einem prüfenden Blick auf die Wettervorhersage beschließen wir unsere Pläne zu ändern:
Montag, 26.09.22 Eilean Donnan Castle – Loch Ness – Inverness
„A bit blowy.“ Dies ist der Gruß am Morgen. Lachend stimme ich zu, doch der Wind pflückt mir die Worte von den Lippen. Eine reizende Beschreibung für diese gewaltigen Böen, die über uns hinwegfegen und uns eine unruhige Nacht beschert haben. Das war definitiv mehr Bewegung als auf der großen Fährüberfahrt. Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt. Es gibt weitere Sturmprognosen, daher fahren wir dem Sturm davon an die Ostküste Schottlands. Über die Brücke kehren wir auf die große Insel zurück.

Die Sonne beglückt uns bei unserem wieder einmal frühen Start. Der Nebel streichelt die Gipfel der Five Sisters und lichtet sich nur sehr langsam, um den Blick auf die Spitzen der Berge freizugeben. Alles glänzt und leuchtet.


Auf unserem Weg ragt das Eilen Donnan Castle zwischen zwei Lochs aus dem Wasser. Wir halten spontan an, sind beeindruckt von den mächtigen Mauern, der liebevollen Gestaltung der Innenräume und von unserem informativen Audioguide. Ganz besonders die Küche ist mit Menschen und Nahrung an jedem Platz detailliert so authentisch gestaltet, dass uns ein Gruß herausschlüpfen will. Wir bekommen Appetit bei den verführerisch angerichteten Mahlzeiten.
Von unserem Guide werden wir aufgefordert, die drei versteckten Mäuse zu suchen, bevor eine auf dem Sprung inszenierte Katze, diese fängt. Wir finden nur eine Maus. Da war die Katze wohl schneller.
Leider dürfen wir in den Innenräumen nicht fotografieren. Daher gibt es nur Fotos von Außen, die Erinnerungen wecken an den Film ‚Highlander’ und James Bond ‚Skyfall‘.



Sonnenschein und Regen wechseln sich ab während wir das komplette Loch Ness abfahren. Immer mal wieder taucht ein Regenbogen vor uns auf. So mancher scheint sich über den Wald zu ergießen. Das sagenumwobene Ungeheuer lauert unter der kräuselnden Oberfläche, versteckt sich vor den ‚Cruise-Touristen‘ und dem Wind der über das Wasser peitscht.



Unser Bus darf sich in seinem heutigen Nest ausruhen während sich Inverness als beschauliche Stadt am Fluss präsentiert. Wir stocken unsere Vorräte auf, bummeln von Kirche zu Kirche und schließlich in der Abendsonne am Fluss entlang zurück zum Bus. Bei einem Whiskey lassen wir den Tag ausklingen. Dies wird eine ruhige Nacht.


Dienstag, 27.09.22 – Über die NC 500 entlang an der Ostküste

Wieder einmal stolpern wir ungewollt über eine Destillerie und … ein Castle. Vom Outlander-Castle über das Highlander-Castle zum königlichen Märchenschloss.











Unser pitch liegt direkt an der Küste. Ein Golfplatz, den wir überqueren dürfen, trennt uns vom Strand. Bewaffnet mit einem sonnengoldenen, riesigen Schirm, den Michael in der heutigen Destillerie erstanden hat, halten uns Regen und Wind nicht von einem Spaziergang an der Nordsee ab. Dieser wird ausgedehnter als die noch müden Füße von gestern es wünschen.



Mittwoch, 28.09.22 – Fahrt zum nördlichsten Zipfel: John O’Groats Caravan and Camping Site
Eine entspannte, schöne Küstentour zum ’scheinbar‘ nördlichsten Punkt auf dem britischen Festland erwartet uns heute. Unser Bus zockelt in seinem Tempo rauf und auch gemütlich wieder runter als würde er geradewegs ins Meer fließen wollen. Wie immer starten wir ohne Frühstück, lediglich der morgendliche Kaffee darf niemals fehlen. Genauso wie die ersten Kuschel-Einheiten in unser Schlaf-Oase während wir rechts und links durch die Fenster das Wetter ausspähen und erkunden, was außerhalb unser Kapsel schon so los ist. Auf meiner Karte finde ich ein Dunbeath Castle in der Nähe aber ohne Zufahrt, scheinbar uneinnehmbar direkt an der Küste. Michael vollführt einen mutigen ‚move‘ mit unserem Mooveo und schon rollen wir hinunter in den Hafen des gleichnamigen Ortes.


Dieses Castle präsentiert sich in der Ferne, im Sonnenschein während wir genussvoll in ein Hummerbrötchen beißen. Wie für uns bestellt, öffnet eine Fischbude bei unser Ankunft und lockt mit ihrem fangfrischen Angebot.


Die Sonne begleitet uns weiter Richtung Norden. Die herannahende Destillerie nehmen wir ohne Besuch zur Kenntnis. Es zieht uns zum Ziel auch wenn wir erst um 14:00 Uhr einchecken können. Doch ein Abstecher steht noch auf meiner Liste bzw. auf meiner Karte: Hill of Many Stanes. Diese Ansammlung von Steinen, von denen niemand weiß wie sie dorthin gekommen sind, quittiert Michael lediglich mit einem ungläubigen Kopfschütteln, geht zurück zum Bus und wendet diesen auf dem Acker. Er hatte vielleicht eher ein schottisches „Stonehenge“ erwartet.


Die Ankunft in John O‘ Groats verblüfft uns, da wir zum ersten Mal in Schottland ein touristisches Treiben wahrnehmen. Hier am Ende der Insel ist mehr los als in den Orten unserer bisherigen Reiseroute.


Jeder, es gibt tatsächlich mehrere, Shop hat geöffnet. Ebenfalls mehrere Cafés locken mit ihrem kulinarischen Angebot. Die Brauerei bietet ein Bier-Tasting. Eine Destillerie darf natürlich auch nicht fehlen. Ausflüge zu den Inseln mit der Fähre runden das Angebot ab. Die Köchin hat heute ihren freien Tag und wir gönnen uns einen Flat-White, ein schottisches Ei und einen Brownie. Das Bier-Tasting heben wir uns für später auf. Erst einmal sichern wir uns unseren Platz mit Blick auf das Meer.



Obwohl die Sonne sich ein wenig versteckt, trübt es nicht unsere Stimmung. Unsere gute Laune verströmen wir über diesen Ort während wir einchecken, shoppen, tasten. Jeder lacht mit uns aber auch über uns und eine Dame verbalisiert dies auch: „Thank you for make me smile“. Da mein Geburtstag näher rückt, stöbert Michael bei einer lokalen Schmuckdesignerin. Mich begeistern Decken aus purer Merino-Wolle, die sich überraschend völlig weich in meine Hände schmiegen, aber auch ihren Preis haben. Ein besseres Souvenir gibt es nicht mit dem Blick auf den kalten Winter auf der kalten Couch. Ich wähle eine Decke aus und Michael fügt heimlich noch etwas anderes hinzu. Wir stillen unseren Durst beim Bier-Tasting. Mein Favorit wird leider erst im nächsten Monat in Flaschen abgefüllt. Nach dem Tasting entscheiden wir, dass wir eine zweite Decke wollen und Michael entert mit den Worten: „Hello again! The customer of the day!“ erneut den Shop. Heute dürfen es noch einmal Fish & Chips sein.

Der Wind nimmt zu, doch der Blick auf die Küste zieht mich magisch an, treibt mich noch nicht in den Bus.

Donnerstag, 29.09.22 – Der Weg ist das Ziel – eine herrliche Route führt uns zu Sango Sands Oasis
Wir fahren am Castle of Mey, dem ehemaligen Wohnsitz der Queen Mom vorbei, da dieses erst um 11:00 Uhr öffnet und wir heute, den oft einspurigen Abschnitt der NC 500 fahren. Das bedeutet, wir bezwingen unsere Meilen etwas langsamer. Das ist gut so.


Da ich navigiere, zwinge ich Michael zunächst einmal über eine enge Stichstraße zum wirklichen nördlichsten Punkt des Festlandes: Dunnet Head. Wir empfinden den Wind mittlerweile als warme Liebkosung, erklimmen den Berg, doch der Ausblick, der sich uns bietet, können wir nicht einfangen.



Gemütlich kehren wir zur NC 500 zurück. Gemütlich schlängeln wir uns über die Straße, das Spiel mit den Buchten kennen wir ja bereits.

Die Landschaft verändert sich gefühlt hinter jeder Kurve. Wir fragen uns immer wieder, warum wir nach Neuseeland geflogen sind, wenn es unmittelbar in unserer Nähe eine Insel, wahrscheinlich sogar zwei, gibt, die ähnlich beeindruckende Landschaften und wechselhafte Natur bietet.





Der Weg kleidet sich immer wieder anders. Die Sonne streichelt die Berge, lässt das Wasser glitzern, umschmeichelt die Buchten und Seen. Wenn sich die Wolken verdichten, wechselt die Landschaft ihre Farben, bekommt einen dramatischen, wilden Charakter.





Schließlich ist die nächste Bucht unser nächstes Zuhause für eine Nacht: Sango Sands Oasis. Auch der Bus wechselt seine Farbe. Noch scheint die Sonne aber wir wissen, das ist die Ruhe vor dem Sturm, der uns heute Nacht erreichen wird.




Gestärkt klettern wir hinunter in die Bucht. Die Natur hält nicht nur Schönes für uns bereit. Wir schauen auf einen toten Wal, der sich in die Bucht verirrt und es nicht mehr zurück ins Meer geschafft hat. Die Bilder erzählen eine andere Geschichte.



Das Meer lockt, doch die Wolken werden immer dichter und so verwerfe ich den Gedanken mit dem kühlen Nass zu spielen und in die Wellen einzutauchen. Wie fühlt es sich hier wohl im Sommer an? Gerne würden wir dies erleben. Aber so spontan wie wir jetzt unterwegs sind, lässt sich das während der Sommermonate sicher nicht gestalten. Wir erklettern uns die Nachbarbucht. Traumhaft schön.



Freitag, 30.09.22 – Sturm!
A bit blowy? A big blowy! Der Sturm entfaltet seine ganze Kraft und reißt uns aus dem Schlaf. Ich schaue rechts und links aus dem Fenster und erwarte umgeworfene Wohnmobile. Gestern erschien mir der Platz in der ersten Reihe direkt an der Klippe noch sehr verführerisch, jetzt ist mir die zweite Reihe schon zu gefährlich nah. Ich wage mich nach draußen. Lediglich einige HundebesitzerInnen, teilweise in kurzer Hose, sind mit ihren Lieblingen unterwegs, stemmen sich, die Leine fest umklammernd, gegen den Wind. Fahren wir weiter oder sitzen wir dieses Tief aus?
Ein Wohnmobil nach dem anderen verlässt fluchtartig die Klippen. Es rappelt, klappert, bebt und mir wird immer mulmiger zumute, wenn ich auf die Schaumkronen des Meeres, die an Größe und Anzahl zunehmen, schaue. Der Regen peitscht so stark an unsere Windschutzscheibe, dass wir fast nichts mehr sehen können. Wir müssen weg hier.
Dafür müssen wir da raus. Während Michael den Stromkabel sonst immer sorgfältig abwischt, wirft er ihn locker aufgerollt in den Kofferraum. Jetzt bin ich dran die Keile, auf denen wir ausgerechnet heute zum ersten Mal auf unserer Tour stehen, einzusammeln. „Das schaffst Du nicht allein,“ prophezeit Michael. Ich greife mir den Sack, der mir, als ich aussteige, fast aus den Händen gerissen wird. Mühsam stemme ich mich mit aller Kraft gegen die Schiebetür, während Michael rückwärts von den Keilen fährt und mir hilft, die Tür gegen den Sturm zu schließen.
Spätestens jetzt wird mir klar, dass er recht hat. Dicht bleibe ich am Bus, versuche die Keile in den Sack zu bekommen, ohne dass mir eines der drei Teile über die Klippen fliegt. Michael ist sofort hilfreich an meiner Seite. Gemeinsam ziehen wir an der Kofferraumtür. Einer darf diese nur einen Spalt aufhalten, damit der Sturm sie uns nicht aus den Händen reißt. Ich schiebe unsere Fracht in den Kofferraum und wir stemmen uns abermals mit vereinten Kräften gegen die Tür.
Jetzt müssen wir nur noch selbst zurück in den Bus. Der letzte Kastenwagen verlässt die Klippe. Er war Michaels heimliches Signal, verrät er mir später. Wenn der fährt, fahren wir auch. Mir wird bewusst, dass ich es nicht alleine durch die Beifahrertür schaffe. Also schaffen wir erst einmal Michael in den Bus. ‚Nur nicht die Tür loslassen, dann ist sie weg‘ – dies ist mein Mantra, während Michael in den Bus klettert. Noch einmal pressen und ziehen. Der Regen gibt ein wenig die Sicht frei, aber der Wind kennt kein Erbarmen, gönnt uns keine Pause. Mich abermals an den Bus drängend, umkreise ich ihn ein weiteres Mal und ziehe unter Einsatz meines Körperwichtes an der Schiebetür. Keine Chance. Michael ist derweil in den Innenraum geklettert, und zieht ebenfalls von Innen, bevor er sich, nachdem die Tür einen kleinen Spalt offen ist, mit seinem ganzen Körpergewicht in die andere Richtung stemmt. Ich krabble in den Bus, der Sturm will die Tür nicht freigeben. Gemeinsam ziehen und schieben wir. ZU! Geschafft. Jetzt nichts wie weg hier.
Wir nutzen, den immer noch ansteigenden Adrenalin-Pegel. Michael fährt, ich navigiere, der Scheibenwischer gibt alles. Sobald wir im Landesinneren sind, verbessert sich die Sicht, die Lautstärke nimmt ab, das Rütteln und Klappern erreicht fast normales Maß. Aber was ist schon normal an diesem Sturmtief. Wir fahren weiter bis zu einer ruhigen Buch mit einem freien ‚pitch‘, doch Michael kann es, nach einem Blick auf den Sturm- und Regenradar, nicht erwarten, die Westküste zu verlassen.



Wir schlängeln uns noch einmal quer durch das Land, diesmal über eine größere Straße, bis uns die ersten Sonnenstrahlen wieder empfangen. Ein Platz findet uns, ebenso zwei dort zubereitete, heiße Pizzen und beheizte, luxuriöse Sanitär-Räume, wo wir uns länger als sonst aufhalten. Wir hoffen auf eine ruhige Nacht.


Samstag, 01.10.22 – Sonne an der Ostküste – gemütliche Fahrt an der Küste
Die Wolken verziehen sich, Sternbilder blinken am Nachthimmel durch die Dachluke. Eine willkommene Abwechslung zum prasselnden Regen. Es ist still und ruhig. Die Sonne lächelt auch am nächsten Morgen durch die Luke in unsere Gesichter und lässt das Castle auf unserem Weg erstrahlen.


Auf unserer Fahrt an der Küste reiht sich ein charmantes, historisches Fischerdorf an das andere wie schimmernde Perlen an einer Schnur. Portsoy empfängt uns mit einem sonnigen Platz in einer ruhigen Bucht. Wir haben unseren pitch für heute Nacht gefunden. Der Bus wechselt nach dem tristen Grau wieder in sein schillerndes graublau.



Schmeichelnder Wind und das Streicheln der Sonne begleiten uns auf dem Küstenweg, schenken uns spektakuläre Ausblicke, lassen uns tief durchatmen.



Sonntag, 02.10.22 – Coastal Trail South – Crovie: Not suitable for caravans – bitte nicht ignorieren!

Wir treiben weiter auf dem ‚slow trail‘ an der Küste entlang. Immer wieder laden uns aufgeräumte Küstenorte ein, diese durch eine nicht ganz so entspannte Stichstraße zu besuchen.



Not suitable for caravans – Diese Stichstraße nehmen besser nicht. „Wir fahren keinen Caravan“, Michael lenkt optimistisch unser Schätzchen die steile, enge Piste hinunter. Ein erstes „Stopp“ von mir mit dem Vorschlag, doch besser rückwärts heraus zu fahren, lächelt er weg. Die immer steiler abwärts führende Straße lässt mich auf meinem Sitz herumrutschen und eine Gelegenheit zum Wenden zu suchen. Diese präsentiert sich nicht – not suitable for caravans. Wir landen unten an einer Klippe, nicht sehr hoch, vielleicht zwei Meter, aber immer noch hoch genug, um erschreckt den Atem anzuhalten und mit schnellem Griff die Handbremse anzuziehen.

Wir müssen zurück, doch unser Bus bewegt sich keinen Millimeter von der Klippe zurück. Erster Versuch, zweiter… ich steige aus, lege meine Hände an die linke Vorderseite als könne ich den Bus in die gewünschte Richtung schieben: „komplett einschlagen, leicht vorwärts!“
Ohne hier weiter darauf eingehen zu wollen, es ist das riskanteste Wendemanöver, das wir jemals gemacht haben und hoffentlich auch jemals machen werden.
Völlig fertig steige ich wieder in den Bus, wir schrauben uns die Stichstraße nach oben und Michael macht seine Witze, dabei weiss ich, es ist ihm ebenso bewusst, wie knapp diese Aktion war.

Beim Leuchtturm-Museum in Fraiserburgh finden wir ein nettes Café mit einer Toilette. Danach führt die Fahrt über die ‚schnelle Straße‘ zum nächsten pitch.


Die Wanderung am Fluss lässt uns wieder bei uns ankommen. Wir sind genug gefahren.


Montag, 03.10.22 – Balmoral Castle
Ein letztes Castle darf bei unserem Besuch auf dieser schönen Insel nicht fehlen. Seit heute wieder geöffnet liegt es auf unserem Weg: Balmoral Castle.


Vorher legen wir einen kurzen Stopp in Banchory ein und versorgen uns in der Bäckerei mit leckeren Pies. Kaffee und Käse locken uns auf dem Weg ins ‚Milk Hoose‘.
Google maps informiert uns, dass Balmoral Castle möglicherweise geschlossen ist. Die Innenräume können wir nicht besichtigen. Vorbei am Blumenmeer am Eingangstor gefällt uns der Spaziergang zum Castle durch den wirklich beeindruckenden Tannenwald. Zahlreiche Menschen, die uns entgegen kommen, tragen riesige Papiertüten. Ich versuche unauffällig den Inhalt zu erkunden. Gibt es dort etwas umsonst? Vor dem riesigen ‚Gift-Shop‘ sammelt sich eine lange Schlange.
‚A little bit confused‘ schauen wir uns um. Ein wie immer überaus freundlicher Schotte, fragt uns, ob er helfen kann. „We are looking for the castle“. Oh yeah! Während weitere Besucher in die Gift-Shop-Halle strömen, erklärt er uns den Weg. Dort angekommen können wir entspannt unsere Fotos machen. Die anderen Besucher sind ja alle im Gift-Castle und denken, das sei das wirkliche Schloss.







Es findet zwar kein Braemar-Gathering statt, doch der Ort Braemar und das Museum sind auch ohne die Highland-Games sehenswert.


Wir landen auf einem Platz am Fluss Ardle direkt an der Cally Bridge. Mit einem kurzen Gang am Fluss entlang beschließen wir unseren Tag.





Dienstag, 04.10.22 – lümmeln, wandern, schlemmen
Der stetige Regen hält uns im Bus. Wir drehen die Heizung etwas höher und lümmeln in den Tag. Mittags gibt es zwar keinen Sonnenschein, eine ausgedehnte Wanderung machen wir trotzdem und belohnen uns hinterher im Bridge of Cally Hotel mit einem wunderbaren Essen.










Mittwoch, 05.10.2022 – Im Regen, gegen den Wind mit Sonnenschein zum südlichen Küstenzipfel Schottlands
An diesem Zipfel haben wir einen Stellplatz direkt am Meer in der Nähe von Anstruther für zwei Nächte gebucht. Bevor wir den Bus in sein Nest stellen, lockt uns die Ruine einer sehr alten Kathedrale aus dem zehnten Jahrhundert nach Saint Andrews. Auf dem öffentlichen Parkplatz benötigen wir drei Versuche bevor wir mit ruhigem Gewissen den Bus verlassen können.




Diese quirlige Küstenstadt lässt jedes Golfer-Herz höher schlagen. Schottland übersäht von Golfplätzen, genug Wasser haben die Schotten ja, pflegt diesen Sport wo es kann.
Gefühlt sind wir immer von Wasser umgeben: Küste, Seen, Flüsse und natürlich das Wasser von oben. Auch heute ergießt sich ein Regenschauer über uns aber Michael hat ja den großen Schirm der Destillerie dabei.

Wir nutzen die Trockenperiode für einen Gang in den Hafen von Anstruther, genießen ein Glas Wein in der Bar und schaffen es vor dem Regen zurück.


Zum Abend öffnet der Himmel erneut seine Schleusen. Der Sturm nimmt zu, doch diese Bucht fühlt sich viel entspannter an als unser pitch oben auf der Klippe. Wir spulen unsere Abendroutine bei Regen ab: Claudia kocht, Michael spült.
Ich wage mich in den Sturm auf der Suche nach einer Müllentsorgungsstelle. Der Wind will mir meine Fracht aus den Händen reißen. Immer wieder gibt es einen Kampf. In einem Moment peitscht mir der Regen ins Gesicht und nachdem ich meinen Müllbeutel unter erschwerten Bedingungen entsorgt habe, wird es plötzlich ganz ruhig.
Auf dem Weg zurück halte ich inne. Es ist stockfinster. Das Licht an unserem Platz funktioniert nicht. Unwillkürlich wandert mein Blick in dieser vollkommenen Finsternis nach oben. Der Wind hat den dunklen Nachthimmel freigepustet. Ich schaue in die Sterne.
Dies ist mein persönlicher Abschied von Schottland. Der Blick in den Sternenhimmel, der sanfte Wind, der mich umschmeichelt, das Rauschen des Meeres. Ich bin dankbar für dieses Geschenk, diese großartige Reise. Ein Blinken holt mich von den Sternen zurück auf die Erde. Michael hat die Außenbeleuchtung von unserem Bus eingeschaltet und ich finde den Weg zurück.
Donnerstag, 06.10.22 – Küstenwanderung nach Crail
Wir belassen es heute mal wieder bei einem Kaffee und bereiten unsere Küstenwanderung vor. Die Regenjacken im Gepäck schiebt uns der Wind fröhlich vorwärts. Michael denkt besorgt an den Rückweg. Ein freundlicher Schotte, wie könnte es anders sein, grüßt: „Guten Morgen“. Er sah uns gestern ankommen, nutzt den deutschen Gruß, womit seine Deutschkenntnisse erschöpft sind, für ein Schwätzchen. Wir beantworten die Frage nach unserem Ziel und ernten einen ungläubigen Blick. Ich kommentiere seine kurze Hose – die Schotten erleben das hiesige Wetter komplett anders als wir.






Kurz überlegen wir, ob wir zurück den Bus nehmen: Wartezeit 45 Minuten. Da haben wir den Rückweg schon halb geschafft. Also stemmen wir uns wieder einmal gegen den Wind. Ich lasse Michael vorgehen und mache mich ganz klein hinter ihm. Wir brauchen die Hilfe des Anderen, um unsere Regenjacken anzuziehen, bevor uns der nächste Schauer erwischt.
Irgendwann überlege ich, einfach stehen zu bleiben. Ich kann nicht mehr. Der Regen beschließt eine Pause zu machen. Ich steuere eine Bank an, lehne mich erschöpft gegen Michael. „Ist nicht mehr weit“. Michaels Blick auf das Handy verrät ihm: keine zwei Kilometer mehr.


Vorbei an den wirklich beeindruckenden Viechern, erreichen wir unser Nest. Eine kurze Pause, ein erneutes Schwätzchen mit dem Schotten. Seine erste Frage lautet, wie wir zurück gekommen sind? Meine prompte Antwort: „On foot“. Und weiter stapfen wir in den Ort auf der Suche nach leckerem Essen.
Freitag, 07.10.22 – Fahrt nach Edinburgh
Die letzte Etappe, ein letztes Nest in Schottland für unseren Bus. Wir fahren ‚the slow road‘, finden eine ansprechende Bäckerei, widerstehen nicht der Versuchung und verputzen gefüllte Teig-Leckereien. Nicht das gesündeste Mittagessen aber es ist das letzte Mal. Gut, dass es so etwas nicht bei uns gibt. Irgendwann führt uns das Navi auf die Autobahn. Wir lassen dies zu und erreichen am frühen Nachmittag unseren Platz.
Leider reichen unsere Keile für diese Ebene nicht aus. Doch die Schotten hilfsbereit wie immer lassen uns einen anderen Platz aussuchen. Dabei spielt es nur eine kleine Rolle, dass auch die Satelliten-Schüssel Empfang hat. Der Sturm ließ uns immer mal wieder darauf verzichten, diese auszufahren. Der Internet-Empfang war ebenfalls nicht stabil, sozusagen „vom Winde verweht“.

Bewaffnet mit Schirm und Kleingeld nehmen wir den Bus in die Stadt Edinburgh, um ein Gefühl für diese zu bekommen. Ein kräftiger Schauer treibt uns in den M&S-Store. Außer bei den Baby-Sachen stellt sich bei mir kein Shopping-Wunsch ein. Die Einkaufsmeilen in den großen Städten weisen, auch wenn sie erbaut sind aus alten, mächtigen Steinen, das gleiche Angebot anderer Städte auf.
Wir treten gemütlich den Rückweg an, stillen unseren Bewegungsdrang und nehmen als die Kälte und der Regen zunehmen den Bus zurück. Dieser Platz verfügt über ein Restaurant: Käse-Nudeln in Käse-Soße mit Käse überbacken. Auch wieder: ganz was Leichtes. Mal sehen, was der letzte Tag für uns bereit hält.
Samstag, 08.10.22 – Edinburgh: Castle, Cathedrals, Royal Mile, Palace, Britannia
Der Bus trägt uns erneut in die Stadt. Wir erklimmen den Weg zur Burg, besichtigen Kathedralen, davon gibt es hier einen ganzen Haufen, schlendern die Royal Mile hinunter und sind froh als der Touristenstrom endlich weniger wird und schließlich ganz verebbt.



Im Stadtteil Leath fernab vom Touristenangebot finden wir ein entspanntes Café.

Da wir den Berg nicht erneut erklimmen wollen, lassen wir uns Richtung Küste treiben und entscheiden, die Britannia zu besichtigen. Mal etwas Anderes und es gibt keine Schlange. Der Audio-Guide lässt uns neben den Blick in die Räume, die Rangordnung und Standesunterschiede erleben.




Jedem die Schlafkammer, die ihm gebührt:






Und jede Schicht hat ihre eigene Bar.





Natürlich darf eine Krankenstation ebenfalls nicht fehlen.





Die königliche Barke hat ebenso ihren Platz auf der Britannia. Genauso wie der Rolls Royce, dessen Stoßstange jedesmal abgeschraubt werden musste, damit er in seine Parkposition passte.


Sonntag, 09.10.22 – Fahrt nach Newcastle zur Fähre
Wir starten wie immer früh, fahren die letzte Etappe, finden unsere Parkposition.

Montag, 10.10.22 – Fahrt von Ijmuiden nach Hause, unserem anderen Zuhause
Unser Schätzchen hat Gesellschaft bekommen, doch wir sind ganz vorne mit dabei.

Völlig unproblematisch verlassen wir die Fähre, passieren den Zoll mit seinem eigenen Ritual: Reisepässe abgeben, Schiebetür öffnen, ebenso die Tür zum Badezimmer, kurze Durchleuchtung. Thank you, bye, bye.
Michael fährt mal wieder auf der richtigen, der rechten Seite und mein Beifahrerherz schlägt bei den entgegenkommenden Fahrzeugen weniger schnell. Wieder in Deutschland stellt sich sofort der Alltag ein.
„Wann fahren wir wieder los?“, fragt Michael mit einem etwas wehmütigen Lächeln. Erst müssen wir unser Schätzchen heilen. Neben dem verletzten Außenflügel gibt es auch einen Riss in der Frontscheibe. Aber dann geht es wieder los. Nicht so weit weg aber Wind und Wetter beeinflussen unsere Fahrten nur geringfügig.
Jedes Erlebnis, mit guten oder auch schlechten Empfindungen, gestaltet sich auf besondere Weise, bereichert unser Leben.
Danke an das Universum.
