Donnerstag, 16. Mai 2024 – Fahrt nach Rotterdam, Fähre nach Hull
Entspannt starten wir unsere Fahrt nach Rotterdam zum Fährhafen. Unser Bus entpuppt sich wieder einmal als wahres Raumwunder und wir finden Platz für all unseren ‚Krempel‘. Der gut gefüllte Kühlschrank arbeitet über Nacht für uns. Mit unseren neuen Lithium-Batterien haben wir keine Sorge mehr, dass diese sich stark entleeren. So schnurrt unser Baby fröhlich über die Autobahn. Sobald wir aus dem Ruhrgebiet ‚rausgeploppt‘ sind, läuft alles ganz geschmeidig und wir erreichen gegen 15:00 Uhr den Hafen. Bis zum Einchecken ist noch Zeit für einen Kaffee und einen kleinen Imbiss bevor das Gas abgedreht wird.

Die Außenkabine ist gewohnt zweckmäßig ausgestattet. Kaffee und Wasserkocher heißen wir morgen früh für den Kaffee im Bett sehr willkommen. Wir richten uns ein, erkunden die Fähre, holen die vergessene Wasserflasche aus dem Bus, stillen den Durst dann doch mit einem anderen Getränk, lassen uns von der Speisekarte der Brasserie zu einer Reservierung verführen und finden schließlich ein schönes Plätzchen mit Live-Musik zum Auslaufen. Ruhe und Entspannung schleicht sich in den Körper und in den Geist. Die fünfstündige Fahrt am nächsten Tag schreckt uns nicht. Wir werden sie abwechselnd meistern, auch wenn nur Eine ein wirklich guter Beifahrer ist. Das bewährte Mantra: Großes Rechts, kleines links und immer schön die Spur halten. Aber dafür haben wir ja die Außenspiegel – noch…






Freitag, 17.05.2024 – Ankunft in Hull, Fahrt zum Blair Drummond Caravan Park
Trotz einer ruhigen Überfahrt lässt das Surren der Klimaanlage mal wieder nur Einen ins Traumland schaukeln, so dass Michael den ersten Teil der heutigen, langen Strecke übernimmt. Wir verlassen die Fähre um 7:00 Uhr und auch wenn wir in der hinterletzten Ecke im Bauch des Schiffes verscharrt wurden, kommen wir einiger Maßen zügig durch den Zoll auf die von Baustellen gesäumte Straße zur Autobahn. Nach knapp zwei Stunden, einem Ausflug in ein Farmhaus, welches am Wegesrand liegt und neben gesunden Leckereien einen ordentlichen Kaffee bereithält, übernehme ich die zweite Schicht, manövriere den Bus zunächst über die Landstraße und fresse Meile für Meile der dreispurig ausgebauten Autobahn Richtung Norden.



Den heutigen Platz unweit von Glasgow kennen wir von unserer ersten Schottlandtour und wir wissen, was uns nach der langen Fahrt erwartet: durch die noch relativ frühe Ankunft um 14:00 Uhr ergattern wir vorbei an unschlüssigen Wohnwagen-Campern einen großzügigen Platz, wandern wie schon vor zwei Jahren – diesmal allerdings im Frühling – durch den Wald zu Smittys Farmhaus und lassen uns mit Highlander-Bier, Fish & Chips – dem klassischen schottischen Food eben – verwöhnen.



Etwas müde trotten wir vorbei an frühlingshaften Ausbrüchen der Natur zurück zum Bus und finden Entspannung in unseren durch Fußhocker aufgerüsteten Liegestühlen.




Immer mehr Camper aus Great Britain finden sich für das lange Pfingstwochenende (whitsunday), häufig in Begleitung von Vier- und kleinen Zweibeinern (mehr Hunde als Kinder) ein. Da nur einige Sonnenstrahlen am Morgen den Zollbeamten zur Aussage verleitet, dies sei der beste Tag in diesem Jahr und unsere Fahrt Regen und bewölkter Himmel begleitet, erfreuen wir uns an der Wärme, suchen aber nach der Erfahrung am letzten Wochenende auf dem SUP-Board auch ein wenig den Schatten und genießen die Ruhe und die von blühenden Rhododendren gesäumte Umgebung.


Samstag, 18. Mai 2024 – Ausruhen…+ aktive Pause
Ausschlafen! Während Michaels innere Uhr sich im Bus von 5:30 Uhr aufwachen auf 10:00 Uhr umstellt, ist es bei mir genau umgekehrt. Zwitschernde frühe Vögel, abreisende Camper, Kinder mit Kunststoffrollern auf Schotter sickern in mein Bewusstsein und holen mich aus dem Traumland. Michael setzt seine Superkraft ein und schlummert ungestört weiter. Wir lümmeln uns mit Kaffee und Smoothie in den Tag. Fast einstimmig beschließen wir am morgigen Tag die zeitlich längere aber schönere Route zu nehmen und die Autobahn zu meiden.

Einer Erinnerung folgend schlendern wir als aktive Pause eine Stunde am Fluss entlang nach Doune.



Die frühlingshafte Landschaft wirkt auf uns völlig anders als die herbstliche Gestaltung vor 1 1/2 Jahren.


Healthy Food im Buttercup Café stärkt uns für den Rückweg.


Die Liegestühle begrüßen uns von der Sonne geküsst.


Sonntag, 19. Mai 2024 – Fahrt von Doune nach Ullapool, Broomfield Holiday Park
Unser Weg führt uns heute nach Ullapool, um am morgigen Tag mit der Fähre nach Lewis, einer Insel der Äußeren Hebriden – unser eigentliches Ziel, überzusetzen. Take the slow road. Die Autobahn meidend, entscheide ich nach einem kurzen Blick auf die Route, dass ich den ersten Teil der Strecke fahre. Nach dem Spiegel ist vor dem Spiegel.

Konzentriert schiebe ich mich durch die Highlands über die immer enger und immer voller werdende Straße. Michaels Unruhe ist deutlich zu spüren und auch er klebt mit den Augen auf der Straße. Es ist eine sehr mitteilungsfröhliche Straße: viele Schilder, die aussagekräftig auf Geschwindigkeit, Gestaltung der Kurven etc. hinweisen. Dieselben Anweisungen, die verbal zahlreich von rechts auf mich einströmen.

Der linke Außenspiegel ist mein Freund. Ich klebe förmlich an der linken Linie bzw. der Abbruchkante der Straße. Nach ca. einer Stunde Fahrt bemerkt Michael einen Parkplatz vor einem Fischrestaurant, wo wir letztes Mal Fish & Chips gegessen haben. „Hier waren wir schon mal.“ „Aye“, nicke ich konzentriert und warte darauf dass der Tropfen der Erkenntnis fällt. „Hier haben wir unseren rechten Außenspiegel verloren.“ Ich nicke erneut, während mein linkes Auge zu meinem Freund dem Außenspiegel schielt und mein rechtes Auge das entgegenkommende Wohnmobil-Schiff mit den Dumbo-Ohren/Außenspiegeln, das in der Gegenrichtung gefährlich nah an der Mittellinie auf uns zuhält, wahrnimmt.

Michael versinkt in seine eigene Welt. Meine Hinweise auf die großartige Landschaft lässt ihn schließlich das Fenster runterfahren und ein paar Fotos machen.

„Brauchst du den rechten Außenspiegel?“ „Im Moment nicht.“ Michael klappt ihn kurzerhand ein und lehnt sich etwas entspannter zurück. Ich bleibe konzentriert, suche nach 2 Stunden einen geeigneten Parkplatz für den Fahrerwechsel, doch dieser sonnige Sonntag treibt alle nach Draußen. Die Highlands sind voll. Also schlängele ich mich weiter durch die Berge.


Fort William erscheint mir eine gute Idee und wir werden mit einem großen Parkplatz belohnt. Ein abfahrender Besucher schenkt uns sein noch vier Stunden gültiges Parkticket. Wie nett. Wir haben noch weitere drei Stunden Fahrt vor uns, brauchen aber eine Pause. Die Anspannung hat auch bei mir Spuren hinterlassen. Aber wir haben noch beide Außenspiegel – noch. Wir marschieren durch Fort William, das uns vergleichsweise menschenleer erscheint.





Michael erklärt schließlich, dass ich hervorragend gefahren bin. Viel besser als er. Und ich könne gerne weiter fahren. Dass, ich das mal höre :-). Auch wenn die Strecke jetzt weniger anstrengend wird, bin ich froh, die Füße hochzulegen und mich zurücklehnen zu können. Der morgendliche Kaffee, den ich vergessen habe, ist sogar noch etwas warm in unseren neuen Tassen. Unser Parkticket verschenken wir ebenfalls weiter. Blühende, gelbe Ginstersträuche säumen unseren Weg zur Westküste.



Wir erreichen um 15:30 den Platz in der Nähe des Fährhafens von Ullapool, der für seine zweihundert Plätze keine Reservierungen entgegennimmt. First come, first serve. Das Universum schenkt uns den letzten Platz am Wasser.

Nach einem kurzen Abstecher beim nachhaltigen Seefood Shack, inspizieren wir die Ferry-Ablegestelle. Die eintreffende abendliche Fähre spuckt etliche Wohnmobile aus, die Richtung Norden und Süden ausschwärmen.



Die leichte Bewölkung hat sich komplett aufgelöst und vor unserem Bus streichelt uns die Abendsonne.


Montag, 20. Mai 2024 – Fähre nach Stornoway, Laxdale Holiday Park
Die Sonne blinzelt sich unerbittlich durch jede Ritze unserer abgedunkelten Schlafkoje. Mein Gefühl und ein Blick nach Draußen lässt mich jäh aufschrecken: wir haben verschlafen! Ein Blick auf die Uhr und ich krieche wieder zurück in die Koje. 6:10 Uhr und die Sonne steht hoch am Himmel. Viel Schlaf gibt es nicht mehr, wir positionieren uns früh am Ableger und kochen vor Ort Kaffee, bevor wir abermals das Gas abdrehen. Der unglaubliche blaue Himmel und die wärmende Sonne begleitet uns den gesamten Tag. Unmengen von Wohnmobilen finden sich vor der Fähre ein. Viele haben wir gestern bei unserem abendlichen Rundgang über den Platz schon gesehen. In Michaels Gedanken entsteht die Vision, dass wir niemals ein Rückfahrtticket bekommen und wir drei Wochen auf den Inseln ‚fest sitzen‘. Also recherchiert er eine Rückfahrt-Möglichkeit während ich arglos meinen Kaffee in der Sonne genieße.

„Diese Woche gibt es nix mehr.“ „Dann nehmen wir eben die Nächste.“ Ich habe nicht vor über die Inseln zu hetzen, sondern entspannt, es so zu nehmen wie es kommt. „Es gibt noch eine Fähre nächsten Montag um 7:00 Uhr. Die buche ich jetzt.“ Ich gebe zu Bedenken, dass es logistisch schwierig wird, je nachdem wo wir uns gerade auf den Inseln befinden. Also gehen wir zurück zum Bus und ich recherchiere und buche eine Fähre zurück am Dienstag um 11:00 Uhr. So haben wir jetzt eine gute Woche für Lewis und Harris, Michaels Seelenfrieden inklusive. Auf zu neuen Ufern!


So eine Überfahrt entschleunigt und führt dazu, dass wir gelassen auf den Tag blicken und auf die ersten Eindrücke in der Bucht von Stornoway.








Da ich einen Platz für zwei Nächte reserviert habe, entscheiden wir uns für einen Ausflug zum Tiumpan Head – der östlichste Punkt der Western Isles. Vielleicht begrüßen uns ja einige Delfine oder Wale. Neben dem lebhaften Treiben mannigfaltiger Vögel grüßt lediglich das schottische „Festland“ aus Ferne und wir erkennen bei klarer Sicht die Berge, die wir gestern durchquert haben. Außerdem bekommen wir ein Gefühl für die versteckten Buchten, der äußeren Hebriden, die darauf warten, von uns entdeckt zu werden.





Nachdem wir im örtlichen und einzigen Tesco auf den Inseln unsere Vorräte für die kommende Woche aufgestockt haben, gibt uns der Meister des Laxdale Holiday Park nach einem fröhlichen Plausch und einer Einweisung der unterschiedlichen Duscheinheiten mit einem Hinweis auf den ‚Vanity-Room for the Ladies’ ein lauschiges Plätzchen. Auf der Suche nach der Toilette für die Gents stolpert Michael in diesen Raum und erblickt eine Dame, die sich vor einem großen, gut beleuchteten Spiegel schminkt. Die ganz eigene Schilderung seiner Erlebnisse und die damit verbundenen Erkenntnisse zaubert mir immer ein Lächeln auf die Lippen oder lassen mich in schallendes Gelächter ausbrechen. Neben einem gut ausgeschilderten Schminkraum für Damen gibt es, ebensogut ausgeschildert, eine Wiese für Hunde.





Während Michael die Busarbeiten (spülen, Toilette, Grill wegräumen etc.) übernimmt, suche ich mir ein Plätzchen in der Abendsonne an einem der Picknicktische und schreibe ein wenig. Ein englisches Paar gesellt sich zu mir und wir plauschen bis die Sonne hinter den Bäumen verschwindet und Michael seine Arbeiten verrichtet hat.

Dienstag, 21. Mai 2024 – Stornoway Castle – Laxdale Holiday Park
Erneut treibt uns die Wärme der Sonne am wolkenlosen Himmel hinaus auf die Liegestühle und wir bummeln mit Kaffee in den Tag und schließlich zu Fuß nach Stornoway. Zunächst lassen wir das Lewis Castle und das Museum rechts liegen, stöbern in den kleinen feinen Geschäften im Town Center und bestaunen die Statue der „Herring Girls“, die an die harte Arbeit der Frauen erinnert, die während der Hochzeit der Heringsfischerei die Heringe im Hafen ausgenommen und in Fässer gepackt haben.




Nachdem wir uns mit einer ordentlichen Postion Fish & Chips (schließlich hatten wir kein Frühstück) gestärkt haben, schlendern wir weiter zum Lewis Castle, einem großen Herrenhaus, das über dem Hafen thront, zeitweise eine Schule für Mädchen beherbergte und später nach einer aufwendigen Renovierung zum Luxushotel umgestaltet wurde. Die Besichtigung einiger Räume sowie das in der Burg befindende liebevoll gestaltete Museum sind kostenlos und äußerst informativ.






In Laxdale erwerben wir noch einige Vorräte, denn in den nächsten Tagen begeben wir uns in die einsame Natur der Inseln Lewis und Harris. Erneut tauschen wir mit den freundlichen Engländern Erfahrungen aus und freuen uns über Hinweise und Tipps bezüglich erlaubter Übernachtungsplätze.
Mittwoch, 22. Mai – Blackhouse …, But of Lewis, Port Ness, Galson Campsite
Regen prasselt, die ersten Camper verlassen den Platz, um die erste Fähre zu erreichen. Wir haben keine Eile unsere warme Koje zu verlassen. Die Sonne lässt sich nicht auch nur ansatzweise blicken. Kalte Böen fegen über uns hinweg. Wir beschließen, statt einer Wanderung an der Küste beim But of Lewis unseren Bus wandern zu lassen und ein wenig ‚Hopp on – Hopp off‘ zu machen. Erste Ziele sind das authentisch gut erhaltene Blackhouse und Whitehouse in Arnol an der Westküste. Eine sehr gesprächige Dame reicht uns stolz ihre neuen deutschen Informationsblätter und schickt uns auf Entdeckungstour.



Im Blackhouse wohnten Tiere und Menschen, sich gegenseitig Wärme spendend, unter einem Dach und der Rauch des Feuers zog durch das Reetdach ab, schwärzte aber die Wände der Unterkunft.






Hinreichend geräuchert durch das Torffeuer im Blackhouse, atmen wir in der Blackhouse-Ruine draußen erstmal auf bzw. tief ein und aus. Nun begrüßen wir den Wind. Immer noch ein wenig benommen, schieben wir uns durch das feuchte Whitehouse.





Die Bewohner des Blackhouse erbauten das Whitehouse mit Kamin. Doch auch wenn es Schutz vor den scharfen Winden, die wir heute auch zu spüren bekommen, bot, gab es Probleme mit der Feuchtigkeit, so dass sie das Whitehouse vermieteten und wieder ins Blackhouse zurückzogen.



Der nächste Stopp gilt der Norse Mill, einer Mühle, die ebenfalls im damals typischen Blackhouse-Charakter erbaut und noch gut erhalten wurde, auch wenn sie nicht mehr in Betrieb ist. Wir brauchen ein paar Anläufe, weil uns das Navi täuscht und zu einer Mühle schickt, die noch in Betrieb ist. Nach etlichen Wendemanövern erreichen wir den richtigen Parkplatz. Eine viertel Meile müssen wir uns bei den immer schärfer werdenden Böen über die Ebene kämpfen. Im vorderen Haus wurde die Gerste getrocknet, im hinteren gemahlen, während der Müller gemütlich vor der Mühle auf sein Mehl wartete.




Wenn auch nur etwas Wärme in unsere kalten Glieder geflossen wäre, hätten auch wir auf der Bank Platz genommen. Eiligen Schrittes geht es jedoch zurück zum Bus. Unser nächster Halt ist ein renoviertes Blackhouse Village in Na Gearrannan, nicht ganz so authentisch wie bei unserem ersten Stopp aber einige Blackhouses sind sehr charmant für Übernachtungsgäste hergerichtet und auch wenn der Torffeuer-Geruch in der Luft liegt, so verflüchtigt er sich bei dem starken Wind.






Beim Besuch des Museums überrascht uns ein Einheimischer mit einer eindrucksvollen Vorführung seiner Webkünste des bekannten Harris-Tweeds.






Nach einer Stärkung im Kaffee, diesmal mit Tee, fahren wir zu unserem eigentlichen Ziel: The Bud of Lewis. Diesen Leuchtturm wollten wir uns eigentlich erwandern. Jetzt fahren wir bis zum Parkplatz, versuchen bei den Fotos, uns nicht über die Klippen wehen zu lassen und flüchten mit dem Bus abermals in ein Kaffee im Port Ness bevor wir unseren heutigen Platz im Nirgendwo, mitten im Machair dieser einzigartigen Dünenlandschaft, finden. Wir freuen uns auf eine heiße Dusche.





Der Sturm nimmt weiter zu, der Bus bebt, die Heizung funktioniert – mal sehen, wo wir morgen landen.
Donnerstag, 23. Mai 2024 – die Atmosphäre der Steine
Heute ist Regenjacken-Tag + alles darunter anziehen, was möglich ist. 10 Grad, Wind und vereinzelte Tropfen Regen. Eigentlich Gründe, um ein Weilchen länger die warme Koje zu genießen. Aber wir müssen unseren Platz vor 10:00 Uhr verlassen. Ich beginne, den Bus startklar zu machen, während Michael wieder einmal seine Superkraft nutzt. Kein Klappern und Umräumen holt ihn aus dem Schlaf. Erst als der Kaffeeduft durch den Bus zieht, regt sich etwas im hinteren Teil des Busses. Einige Handgriffe sind noch zu tun und da ich ein bißchen wacher bin, übernehme ich die erste Fahrstrecke.
Wir sind der Atmosphäre der Steine auf der Spur und beginnen mit dem Dun Carloway, Überreste eines beeindruckenden Turms aus der Eisenzeit, um den einige Geschichten kreisen. Die kreisrunden Türme verfügen über doppelwandige Außenmauern in deren Fächern Lebensmittel gelagert wurden. Der überschaubare Parkplatz bietet so früh noch viel freie Fläche. Wie es mein besonderer Reiseführer rät, statten wir zunächst den im Berg eingebauten Visitor-Centre einen Besuch ab. Ein runder Raum mit zwei Außenwänden, dem Turm nachempfunden, mit einem informativ gestalteten Gang zwischen den Mauern. Als sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erfährt man einiges über die Lebensweise in solchen Türmen. Danach geht es hinaus in den Wind und in die Kälte.

Wir erklimmen die Anhöhe während der scharfe Wind mich von den Füßen reißt. Rückwärts falle ich quasi in den Turm und lande etwas unsanft auf dem Hosenboden. Michael zieht mich wieder in die Höhe, nur um wieder unsere Köpfe einzuziehen, um durch den Eingang zu treten.


Ein Zugang zu den zwei Außenmauern ist noch vorhanden. Es heißt abermals: in die Knie und Kopf einziehen. Wir sind hinreichend beeindruckt, dass dieser Turm ohne jegliche Art von Mörtel standfest dem Wind, Wetter, Feinden trotzen konnte.






Mir bleibt es ein Rätsel wie der Bau eines solchen Turmes, er war ja nicht der Einzige seiner Zeit, möglich war.

Der Weg zurück erfolgt schnellen Schrittes und endet mit einer unmittelbaren Suche nach unseren Mützen im Bus. Beim nächsten Stopp rüsten wir kleidungstechnisch noch ein wenig auf.
Der Steinkreis – Schottland schönster Steinkreis – von Calanais, eine komplexe Anordnung von Steinen unterschiedlichster Beschaffenheit ist unser nächstes Ziel. Dieser Parkplatz ist schon sehr viel voller und ich habe es nicht ganz so leicht. Die Steine verströmen für manch einen sicherlich eine besondere Atmosphäre, doch wir treiben ein wenig Schabernack: erinnern uns an eine Szene aus dem ‚Outlander‘ und versuchen das Summen und Vibrieren der Steine zu vernehmen, um im Steinkreis durch die Zeit zur reisen.





Dennoch sind wir auch hier hinreichend beeindruckt und wärmen uns bei einem höchst informativen Film, der Bestandteil der Ausstellung ist, auf. Der freundliche Schotte erklärt, wir können durch die Ausstellung laufen und wenn wir Kühe und Pferde hören, beginnt der Film und wir sollten uns vor dem Bildschirm einfinden. Gesagt, getan. Dem Steinkreis werden mannigfaltige Funktionen, Mythen und Sagen zugeschrieben.




Auch wissenschaftliche Ansätze hinsichtlich der Anordnung der Steine zum Lauf des Mondes wurden über die Jahre entwickelt. Bemerkenswert ist, dass aus der Luft die Steine ein liegendes Kreuz darstellen, etwas, das erst viele Jahrhunderte später Einzug in unsere Kultur erhält. Vermutungen und Spekulationen ziehen sich durch die Zeit.




Das letzte Ziel für den heutigen Tag führt uns über schmale Straßen durch typische felsige, grüne Hügel zu einer stimmungsvollen Bucht.

Abermals steht uns ein Fussmarsch bevor zum Nachbau eines Hauses aus der Eisenzeit. Das Haus (Bostadh Iron Age House) wurde in den Boden gebaut, lediglich das Dach schaut heraus.


Ein herzliches Willkommen schallt uns aus dem Dunkel des Hauses entgegen als wir uns erneut mit eingezogenen Köpfen durch den Eingang schieben. Der junge Schotte gibt uns einige Minuten, damit sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Wir schauen uns vorsichtig um und lauschen dem informativen leicht verständlichen Vortrag.



Diese damalige Zeit erweist sich als eine Zeit des Überlebens auf der Insel. Die jeweiligen Jahreszeiten zu nutzen, um Nahrung zu erbeuten aus dem Land und aus dem Meer oder diese mühselig anzubauen, zu ernten und weiter zu verarbeiten. Einige Dinge, die in diesem Haus gefunden wurden, geben den Archäologen und Wissenschaftler bis heute Rätseln auf.



Auch wenn uns in diesem Steinhaus nicht wärmer geworden ist, darf ein kurzer Spaziergang zum Strand nicht fehlen. Kurz überlegen wir, ob wie hier nächtigen. Aber wir haben noch ein weiteres Ziel, die Halbinsel Balthos, dort soll es einen schönen Platz am Strand geben. Die Rätsel der Kultur werden von der Schönheit der Natur abgelöst. Unser Weg führt uns weiter an der Westküste Richtung Süden entlang auf die Halbinsel Balthos. Am Kneepsite Beach finden wir einen Platz für die Nacht.

Wir nehmen weiterhin das Wetter wie es kommt, wie alle anderen Camper auch. Einige sind tatsächlich mit dem Fahrrad und Zelt unterwegs. Stellen wir uns zu den Anderen, windgeschützt und nahe zum Sanitärhaus? Auch wenn der Wind noch einmal zunimmt und ein bißchen Regen sich mit der Gischt aus dem Meer vermischt, suchen wir uns einen Platz am Wasser. Ich fotografiere die Reservierungsliste, die bei Finn an der Rezeption im Fenster hängt. Die geraden Plätze mit Blick auf dem Strand sind fast alle reserviert. Aber nur fast. Kleine Unebenheiten gleichen wir mit unseren Keilen aus.

Und natürlich geht es erst einmal an den Strand. Wir ändern die Richtung als wir den Wind im Rücken bemerken. Das heben wir uns lieber für den Rückweg auf. Das Durchqueren der Bucht ist ein wenig mühsam aber auch erfrischend.






Die Heizung im Bus arbeitet schon. Wir kochen in der Wärme mit dem Blick nach Draußen.


Michael kümmert sich wie so häufig um den Abwasch, damit ich ein wenig die Fotos sichten und runterladen kann. Er vergisst Spüli und Lappen, bekommt beides von einer freundlichen schottischen Lady und kommt, wie das hier so ist, sofort mit ihr ins Gespräch. Eigentlich wollte ich, sobald wir am Strand stehen, schwimmen gehen aber bei 10 Grad überlege ich nicht lange und schreibe lieber ein wenig. Obwohl die Sonne ein wenig durch die Wolken blinzelt als ich Kaffeewasser für unseren morgendlichen Kaffee hole, zieht Michael die kuschelige Wärme von unserem Bus vor.



Freitag, 24. Mai 2024 – Fahrt zum Luskentyre Beach, Harris Trust 3
In der Nacht läßt der Regen nach und auch der Wind macht eine Pause. Nebel hängt über dem Meer, verschmilzt mit dem Wasser, wabert über den Strand zu unserem Bus.


Die Kälte der Nacht schwindet, obwohl die kühle Frische noch anhält. Michael sammelt die Keile ein und bemerkt seine Spülbekanntschaft, die sich mit ihrem Schatz lachend in die kalten Fluten stürzt. Eigentlich wollte ich ja auch. Nächstes Mal.


Wir starten im Nebel und hoffen für unseren nächsten Platz am nächsten Strand auf besseres Wetter. Michael fährt, ich kümmere mich um die Tore.

Wir fahren eine Bucht weiter auf der Suche nach einer lebensgroße Nachbildung der berühmten Schachfiguren, die vor sehr langer Zeit an diesem oder einem anderen Strand gefunden wurden. Unser Navi lässt uns nicht im Stich und wir finden den König.



Eine Treppe über den Zaun inspiriert uns zu einem Spaziergang durch die grünen Hügel während eine leichte Brise das Rauschen des Meeres zu uns herüber trägt.





Wir folgen diesem Geräusch und landen in einer wunderschönen, einsamen Bucht. Die Sicht ist auch hier ein wenig vernebelt.

Zwischendurch überkommt uns das Gefühl, als wären wir die einzigen Menschen hier auf dieser Insel.




Der Luskentyre Beach ist unser nächstes Ziel. Dafür schrauben wir uns über die Berge Richtung Isle of Harris. Da wir letzte Nacht ohne Strom gestanden haben, ist dies ganz gut, da sich die Batterien während der Fahrt ein wenig aufladen können, denn ich habe einen bestimmten Spot im Sinn, wo wir kostenlos stehen dürfen wo aber ebenfalls keine Elektrik vorhanden ist. Doch auch bei diesem Harris Trust Place 3 gilt: wer zuerst kommt, bekommt den Platz. Da wir wie immer ohne Frühstück gestartet sind, stoppen wir bei einem Aussichtspunkt und versorgen uns mit einem gesunden Smoothie.






Der Nebel will nicht so richtig weichen. Nächster Halt: Tarbert – Shopping! Auf der Isle of Harris wird der berühmte Harris Tweed produziert. Wir erinnern uns an Michaels Verschwinden im Woolcenter vor 1 1/2 Jahren zu Beginn unserer Reise. Das Tweed-Jacket ist seitdem sein ständiger Begleiter. Mal sehen, ob es auch einen Begleiter für mich gibt. Die riesige Auswahl schreckt mich nicht ab – ich weiß genau, was ich mir vorstelle. In der letzten Ecke des Geschäft finde ich genau das, was ich gesucht habe. Oder hat der Mantel mich gefunden? Eine Engländerin, die nicht ganz so glücklich mit ihrer Wahl scheint, lächelt mich an: this fits you very well, it’s pretty nice on you. Auch Michael ist hin und weg, drängt mich aber noch, eine Nummer kleiner zu probieren, ich dachte eher an eine Nummer größer – na klar. Glücklich verlasse ich mit meiner ersten Wahl das Geschäft. Michael hatte auch noch etwas im Sinn – ist aber leider nicht fündig geworden, bekam dennoch einen guten Tipp von der Verkäuferin. So ein Shopping-Erlebnis macht hungrig. Im Hafen entdecken wir im Restaurant des Hotels gesundes Essen, naja für Eine von uns. Meine Salat-Bowl mit verschiedenen Saaten entspricht meiner Vorstellung während Michael sich seine Käse-Maccaroni schmecken läßt. Die Straße schlängelt sich mit ihren entsprechenden Buchten an der Küste entlang. Die ersten zwei Camping-Spots sind schon sehr oder immer noch gut besucht. Der dritte ist meine Wahl und wir bekommen tatsächlich den letzten Platz.




Während Michael eine kleine Pause machen will, juckt es mich in den Füßen. Es zieht mich zum Strand. Also laufen wir los. Immer wieder kreuzen Schafe mit ihren Neugeborenen unseren Weg.


Die Wanderung führt uns an den unglaublich großen Luskentyre Beach.


Auch wenn der Nebel über dem Meer schwebt, funkelt es uns doch ein wenig türkis entgegen. Auch wenn die Temperaturen mich jetzt vom Schwimmen abhalten, möchte ich dennoch das kühle Nass des Atlantiks spüren und stapfe über den Strand.


Wir setzen unsere Wanderung am Strand fort, in der Ferne erahnen wir unseren Platz, er scheint nur sehr langsam näher zu rücken, dafür nimmt das Wasser an einigen Stellen zu. Michael späht schon eine ganze Weile nach einem Aufgang zur Straße. Ungern würden wir den Zaun einer Schafweide überqueren und durch aufgebrachte Böcke in Sorge um ihre Lämmer die Straße erreichen. Wir orientieren uns schließlich an einigen Fussspuren im Sand und folgen diesen, finden einen Weg am Rand eines Friedhofes zur Straße und zurück zu unserem Bus.



Neben uns findet ein junger Mann mit seinem Hund sein Plätzchen für die Nacht. Die Flut füllt die Bucht, entspannt verbringen wir den Abend im Bus mit Blick auf das Meer. Nach einer ruhigen Nacht wieder einmal ohne Strom – aber die Batterien entladen sich nur langsam – ist der erste Blick aus dem Fenster wieder auf das Meer. Es gibt schlechtere Wege aufzuwachen.
Samstag, 25. Mai 2024 – Die Straße der Hölle zum Traumstrand in Hùisinis – Horgabost Campsite: Scarista Beach

Die Sonne kämpft immer noch hinter dem wolkenverhangenen Himmel. Dies schmälert nicht den Ausblick aus dem Seitenfenster: das Meer liegt friedvoll und wunderschön vor uns. Die Insel Harris überbietet sich selbst mit wunderschönen Stränden. Mich zieht es noch einmal hinunter zum Strand, um ein paar vergängliche Spuren zu hinterlassen. Michael kümmert sich um unseren Bus und beseitigt ein paar Spuren.




Unsere Mitcamper sind schon längst unterwegs als wir uns nach dem Kaffee von diesem Plätzchen trennen zu einem weiteren Traumstrand.


Der Weg ist heute das Ziel, unsere Batterien zeigen 35 % an. Daher fahren wir durch die Wildnis von Harris zu einer ebenfalls wundervollen Bucht, laut Reiseführer. Weiter lese ich erst mal nicht und erkläre leichtsinniger Weise, dass ich die Strecke fahre. Das Navi sagt 58 Minuten für 25 Meilen. Da hätte ich schon stutzig werden müssen. Es entpuppt sich für Michael als eine Stunde in der Hölle. Er hat keinen Blick für die Schönheiten rechts und links. „Pass auf das Schaf, Achtung Kurve, nicht so schnell, mehr links“, zahlreiche Anweisungen prasseln auf mich nieder. Ja, die Straße ist sehr schmal, aber ich sitze am Abgrund und kann wirklich nicht weiter nach links, ohne über die Klippen zu stürzen. Ich schiebe mich langsam und vorsichtig weiter durch Haarnadelkurven und nicht einsehbaren Bergkuppen (blind summit). Entgegenkommende Fahrzeuge warten in Buchten und wir kuscheln fast miteinander während wir vorbei gleiten.


Michael liest bei einem entspannten Stück von 2 Minuten die Beschreibung der Route vor. Sie verspricht besser zu werden aber dieses Versprechen wird nicht eingelöst. Mäßig geflickte Schlaglöcher überfluten die Straße. Ich muss nicht erwähnen, dass ich auch diesen nicht ausweichen kann genauso wenig wie den engen ‚cattle grid – Durchfahrten‘. Zahlreiche Tiere: Lämmer, Böcke, Kühe und ein langhaariges zotteliges Vieh erobern sich ebenfalls die Straße. Auch diesen kann ich nicht ausweichen. So warten wir geduldig bis sie Platz machen.





Die traumhafte Landschaft fließt an mir vorbei, ohne dass ich sie würdigen könnte, da meine ganze Konzentration der Straße vor mir gehört.


Ich weiß genau, dass Michael den Rückweg bestreiten wird. Eine Anhöhe bietet uns einen ersten Blick in die Bucht und ein zotteliges Vieh am Straßenrand begrüßt uns.







Fast am Ende der ‚Straße zur Hölle‘ bemerken wir einen in den Berg gebauten Stellplatz mit Stromanschlüssen und wunderbaren Blick auf die Bucht. Direkt an der Bucht befindet sich ein weiterer Parkplatz und für uns ein schönes Plätzchen. Ich koche etwas leckeres, wir genießen die Aussicht und bummeln anschließend ein wenig am Strand entlang.



Michael nimmt für die Rückfahrt erleichtert die Autoschlüssel, ich sitze wieder am Abgrund, bin aber hinreichend entspannt, um die Landschaft, die sich abermals wunderbar in Szene setzt, um u.a. die oben eingefügten Fotos zu produzieren.

Die gesamte Insel hält tatsächlich noch funktionierende Telefonzellen für ihre Bewohner und Besucher bereit.


Auch der Rückweg bietet immer mal wieder eine Ansammlung von freilaufenden Viechern. Die Lämmer laufen unkontrolliert ihrer Mutter hinterher über die Straße. Michael Reaktionsfähigkeit ist hier gefragt, wenn er keinen Lammbraten produzieren will. Niemand ruft: „Achtung Schaf“! ;-).



Die Batterien laden fleißig während wir fahren. Heute Abend stehen wir noch einmal ohne Strom, daher halten wir am Schloss nicht an, da noch zwei weitere Ziele erreicht werden sollen.



Zunächst führt uns der Weg auf die ‚Golden Road‘ zum ursprünglichen Herstellungsort von Harris Tweed. Die Ausstellung mit vielen informativen Videos ist kostenlos für jeden Besucher, der sich hierhin verirrt.





Ein Schaf ist derart anhänglich, dass es sogar über die Mauer springt. Auch diesmal ist Michaels Reaktionsfähigkeit entscheidend.

Unsere letztes Ziel vor unserem Platz für die Nacht, den ich zwischendurch online reserviere, ist die kleine Insel Scalpay mit ihrem Eilean Glas Lighthouse. Während wir parken, hält eine Schottin neben uns an und fragt, ob dies der Parkplatz für den Weg zum Leuchtturm ist. Ich erkläre ihr, dass ich nicht sicher bin, weise auf den Schotterweg vor uns hinter der Schranke und erkläre, für uns sei dies der richtige Parkplatz. Lachend nickt sie und bedankt sich.


Die Sonne wärmt die kühle Luft, so dass wir unsere Jacken im Bus lassen können. Unser Mötörhöme schimmert fröhlich. Wir wandern einige Meilen durch das Torf-Moor zum Leuchtturm. Der Boden gibt an einigen Stellen immer ein wenig nach. In meine Gedanken schleicht sich die Vorstellung einer Hand, die aus dem Moor schaut.

Wir gelangen sicher ans Ziel. Unsere Freunde, die Schafe, sind auch schon da.




Auf dem Rückweg begegnen wir erneut der Schottin mit ihrem Sohn, der mit seiner Familie in Deutschland lebt. Wir plauschen ein wenig – hatten wir heute noch nicht – und bekommen einen weiteren Tipp für ein lohnenswertes Ziel wenn wir keine Angst vor kleinen kurvenreichen Straßen haben – wir doch nicht :-). Wir behalten es für morgen im Hinterkopf. Jetzt geht es erstmal wieder am Luskentyre Beach vorbei

zu einem weiteren großen Strand, dem Scarista Beach und unserem Platz für die Nacht, dem Horgabost Campsite. Die Sonne verführt uns, den Abend vor dem Bus ausklingen zu lassen.


Sonntag, 26. Mai 2024 – Fahrt nach Rodel: St. Clement’s Church – Kneep Campsite
Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne. Heute machen wir uns auf den Rückweg aber wir haben keine Eile und so zieht es mich zunächst einmal wieder an den Strand wie immer in Gesellschaft von frei laufenden Rindviechern in der Ferne.


Tief einatmen und wieder aus – ich sitze im warmen Sand und schaue verträumt auf das Wasser. Eine kurze Nachricht an Michael – gemeinsam genießen wir Kaffee trinkend diesen sonnigen Morgen am menschenleeren Strand.

Da wir keine Angsthasen sind, entscheiden wir, die Golden Road nach Rodel zur St. Clement’s Church, dem Alterssitz des grausamen MacLeods-Chiefs, zu fahren. Diese Straße empfinden wir beide als harmlos. Da ich fahre, bemerkt Michael hier am südlichsten Zipfel der Insel den Hinweis auf ein geöffnetes Café. Das heben wir uns für den Rückweg auf.









Während Michael zurück zum Bus geht, um sich wärmer anzuziehen, erklimme ich die Anhöhe und werfe einen Blick auf die Küste. Diese Küstenlinie im Osten gestaltet sich völlig anders: weniger Strand, mehr sattgrüne Hügel und Felsen.




Es ist erneut ein wenig frisch, da sich die Sonne nur hin und wieder durch die Wolken kämpft. Wir entern das sich gerade leerende Café am Ende der Welt und genießen einen hervorragenden Flat White und wirklich leckeren Kuchen. Da wir kein Frühstück hatten, gönnen wir uns einen Brownie und ein Stück Käsekuchen. So lecker, dass selbst wir schwach werden.




Die Fahrt von der Ostküste von Harris geht über die Westküste von Harris nach Tarbert und über die Berge zurück nach Lewis erneut auf die Halbinsel zum Kneep Campsite.



Der kreative Finn beschert uns bestimmt ein schönes Plätzchen. Obwohl es eine zweiseitige Reservierungsliste gibt, bekommen wir einen Platz auf der Wiese.

Wir positionieren den Bus mit Blick zum Wasser neben einem Zelt mit Motorrad. Während ich die Keile an die richtige Stelle bringe, kriecht Detlef – wie er sich morgen vorstellen wird – aus seiner Koje. Auf sein Nummernschild weisend, bemerke ich, das wir ja fast Nachbarn wären. Er schüttelt den Kopf und berichtet, dass er jetzt in der Nähe von Stade lebe. Wir plauschen bis der Ruf „Essen ist fertig“ zu ihm hinüber schallt. „Wo gibt es Essen“, frage ich und Detlef zeigt auf ein geräumiges Zelt neben einem geräumigen Auto. „Ah in Remscheid“, nicke ich mit Blick auf das Nummernschild. Wir verabschieden uns wie alte Freunde und mich zieht es mal wieder zum Strand.



Michael rüstet sich mit unserem neuen Fernglas aus und wir beobachten, die sich auf dem Wasser und in der Luft tümmelnden Vögel – Basstölpel.


Wir schlendern in der Abenddämmerung die Bucht entlang und treffen erneut auf einen Bekannten, den jungen Mann mit dem verspielten Hund vom Luskentyre Beach. Wir wechseln einige Worte und bummeln weiter beeindruckt vom Spiel der Wolken am Abendhimmel.



Wir stehen zwar wieder ohne Strom, machen aber dennoch die Heizung an. Morgen kehren wir zu unserem Startpunkt Laxdale Holiday Park zurück. Dort laden wir die Batterien auf.

Montag, 27. Mai 2024 – Fahrt nach Stornoway -Detlef – Laxdale Holiday Park
Regen prasselt auf unseren Bus. Wir lümmeln ein wenig länger in unserer Koje. Finn sieht es mit den Abreisezeiten nicht so eng. Unser Nachbar im Zelt ist schon weg. Es überrascht mich, dass ich das Motorrad nicht gehört habe, da mich sonst jedes Tuckern kurz aus dem Schlaf holt. Als das Prasseln leiser wird, machen wir den Bus startklar.

Ich frage online einen Platz für die nächsten zwei Nächte an. Wir bekommen einen Platz auf der Wiese ohne Strom.


Da ich heute navigiere, leite ich uns durch kleine Straßen und uns fällt eine Seifenfabrik vor die Füße. Die Lady lässt uns in Ruhe schnuppern und wir nehmen noch ein kleines Souvenir von der Insel mit. Im Supermarkt und beim Metzger frischen wir die Vorräte auf. Der Leiter des Laxdale Holiday Parks begrüßt uns wie alte Bekannte, weist uns wieder einen schönen Platz mit Wiese an und sagt: „the rest is the same“. Wir kennen uns aus und starten mit einer heißen Dusche. An diesem kalten, regnerischen Tag können wir leider nicht wie zu Beginn unserer Reise auf der Wiese vor dem Bus sitzen. Aus der Dusche kommend, erkenne ich den eintreffenden Motorradfahrer. Auch er will morgen mit der Mittagsfähre die Insel verlassen. Hat noch keine Reservierung, ist aber optimistisch.
Im Laufe des Abends klopft Detlef zwecks Büchertausch an unseren Bus und wir verplauschen, während wir in der Camper-Küche kochen, den Abend. Jetzt erfahre ich auch seinen Namen und noch so manches mehr. Er ist genau wie wir ein Reisender, eine verwandte Seele. Wir tauschen unsere Erfahrungen und lachen viel miteinander. Es ist ein schöner letzter Abend auf diesem wunderbaren Fleckchen Erde.
Dienstag, 28. Mai 2024 – Überfahrt nach Ullapool – Ardmair Campsite
Wie immer, wenn es gilt die Fähre zu bekommen, sind wir frühe Vögel. In der Schlange treffen wir Detlef wieder: er steht auf der Warteliste. Bei der Fischräucherei im Hafen erbeutet Michael noch einige Leckereien. Auf der Fähre reservieren wir optimistisch einen Platz auf dem Panorama Deck für Detlef, nachdem wir winkend auf die Fähre gefahren sind. Mit einer fröhlichen Bemerkung taucht er neben uns auf. Während der Überfahrt tummeln sich Delfine in unserem Fahrwasser. Die aufgeregten Rufe der Kinder „Dolphins, Dolphins“ locken auch die Großen an die Fenster. Im Adrmair Point Holiday Park bekommen wir alle einen Platz auf der Wiese in und einige sind noch wach genug für den Sonnenuntergang.





Mittwoch, 29. Mai 2024 – Ardmaire Campsite – Kochen – Schreiben – Ausruhen
Nach den intensiven Aktivitäten auf den Inseln nehmen wir uns die Zeit auf der großen Insel anzukommen und ein bisschen mit den Annehmlichkeiten unseres Busses zu campen. Detlef verabschiedet sich und fährt die Westküste hinauf Richtung Norden. Das ist unser Plan für den morgigen Tag. Michael besorgt uns charmant wie immer einen Platz mit Strom, sodass wir unser Lammgulasch kochen und unsere Batterien aufladen können, denn wir wissen nicht, wo wir die nächsten zwei Tage einen Platz bekommen, da die Engländer bis Ende der Woche noch irgendwelche Ferien haben und sie reservieren ‚in advanced‘.




Die Waterfront ist komplett leer den gesamten Tag über – schade, da hätten wir gerne gestanden. Am Abend füllen sich die Plätze – dann wären wir zurück zur Wiese gefahren. Aber so funktioniert das Konzept nicht. Nach dem Abendspaziergang empfängt uns die Wärme unseres Busses.




Donnerstag, 30. Mai 2024 – Fahrt nach Sango Sands Oasis – Durness
Die Waterfront wurde gestern Abend von der ‚weißen Ware‘ besetzt und startet teilweise sehr früh. Das hohe Piepen wenn die Wohnmobile rückwärts vom Platz rollen, holt mich aus dem Traumland. Michaels Superkraft ist weiterhin im Einsatz. Während einer Kuschel-Attacke lausche ich den Geräuschen der Straße. Wir starten früh. Ich fahre die NC 500, eine Strecke, die wir bei unserer letzten Schottland-Tour nicht fahren konnten, weil uns der Sturm vertrieben hat. Die Landschaft ist traumhaft, die Ausbrüche auf dem Beifahrersitz weniger. Eine kurze Pause lässt uns einmal tief durchatmen.




An unserem Zielort Sango Sands Oasis organisiert uns Michael einen Platz in der ersten Reihe mit Meerblick.

Wir richten uns ein und den Bus aus auf seinen Keilen. Ganz perfekt wird es nicht aber dafür haben wir eine Wahnsinnsaussicht. Als wir unser Außenequipment vor unserem Bus verteilen, den Grill anwerfen, den Tisch mit Essen bevölkern, taucht Detlef am Horizont auf. Auch er ist bereit für ein Mittagessen, holt seine Vorräte und wir essen gemeinsam. Ein kurzer Schauer treibt uns mit dem Kaffee in den Bus.

Über die Klippen den Abhang runter – jeder auf seine Weise – bummeln wir am Strand durch die beiden Buchten.




Eine kurze Überlegung, schwimmen zu gehen – aber nur eine kurze – und schließlich entdecken wir den Food-Truck, der sensationell leckere Käse-Toast anbietet, denen wir nicht widerstehen können.

Die beiden älteren Ladys scherzen und nehmen sich Zeit für eine liebevolle Zubereitung. Ich wünsche meine Gummizug-Hose herbei. Wir buchen noch eine weitere Nacht. Abends erobern wir mit Detlef den Pub und genießen anschließend den Bus und die Aussicht.
Freitag, 30. Mai 2024 – Sango Sands Oasis – lümmeln, lesen, lustwandeln

Balnakeil: Kunst & Kaffee, Chips & Chocolate – ein lohnenswerter Abstecher durch Sprühregen, Sonne und Wind. Einen kleinen Platz in den grünen Hügel in der Nähe vom Café haben wir auch gefunden.


Detlef, unterwegs zu den Orkneys, schickt uns einen Ausflug-Tipp in der Nähe. Mit Regenjacke und Mütze machen wir uns auf den Weg, erreichen die Höhle, die wir kurz betrachten, doch es zieht uns mehr zu den Klippen.







Jeder in seinem eigenen Tempo bewältigt den Anstieg.


Oben angekommen, gehen wir bis zu den Klippen und werden mit Sonne und spektakulären Ausblicken belohnt.


Wir stolpern auf dem Weg über einen kleinen Shop ausschließlich für Hunde, wo die Besitzer für das leibliche Wohl und der Spielfreude ihrer Lieblinge sorgen können. Die Lady präsentiert uns voller Freude die veganen Leckereien, die wohl auch schon so bei den Käufern selbst zum Verzehr erworben wurden.

