Dienstag, 06.06.2023 – Fahrt nach Rotterdam – Überfahrt nach Hull

Unser wahrlich dreckiger Start spricht fast schon eine Einladung an die grüne Insel aus. Roter Staub, Schlamm aus der Pfalz begleiten uns auf der Fahrt zum Hafen nach Rotterdam, wo blitzsaubere Wohnmobile in der Sonne um die Wette glänzen. Wir blicken den zukünftigen, irischen Niederschlägen freundlich entgegen. Der äußere Schein schmälert nicht die inneren Werte unseres Busses.

Unkomplizierter Check-In. Entspannung in der Café-Lounge. Urlaub!

Möwen stehen im Wind während Windräder gemächlich die Fähre aus der Hafenmündung hinaus geleiten. Die kosende Abendsonne verbindet sich mit den einschläfernd wiegenden Wellen, die uns hinaus tragen in die unendliche Weite des Horizontes.

Mittwoch, 07.06.2023 – Ankunft in Hull – Fahrt nach Holyhead – Llanfair Bach Caravan and Camping Site

Wolken im Kopf, Rauschen im Ohr, Sonne im Herzen.

Wir kommen früh von der Fähre. Michael verschmilzt mit dem Fahrersitz und fährt uns in einem Rutsch (gut vier Stunden) auf die andere Seite von England oder Engeland wie wir es auf den holländischen Schildern lesen konnten.

Donna hat uns nicht vergessen. Der sonnige Platz auf der Wiese ist kein Problem. Seit Wochen gibt es kein Regen in Holyhead, also wird uns kein Trecker aus der Wiese ziehen müssen.

Im Hafenbistro finden wir leckere Tapas und lassen uns den frischen Fisch schmecken.

Dies katapultiert uns anschließend ins Suppenkoma. Die Nacht auf dem Schiff war trotz entspannter Überfahrt doch ein wenig unruhig. Dafür ist es bei Donna schön ruhig. 

Der andauernde Wind und die strahlende Sonne lockt mich noch einmal in die Bucht an unserem Platz. Manchmal reicht einfach nur der Blick auf das Meer auch bei Ebbe.

Oder der Blick nach innen in der Abendsonne im „Bowing Monk“.

Morgen geht es mit der Fähre (nur drei Minuten Fahrt von unserem Platz) weiter nach Dublin und sofort in die Berge von Wicklow.

Donnerstag, 08.06.2023 – Überfahrt nach Dublin – Fahrt zum  Roundwood Caravan & Camping Park

Die Sonne weckt uns viel zu früh. Unbarmherzig dringt der Feuerball durch unsere getönten Fenster.

Wir müssen nur noch die Fähre erreichen, wabert es mir ins Bewusstsein. Dieser Gedankte setzt sich hartnäckig fest, lässt mich die Kuschel-Zone verlassen und, begleitet von einem gleichmäßigen Schnarchen, den Bus startklar machen.

Der strahlend blaue Himmel verlässt uns nicht während der Überfahrt.

Sonnig warme Brisen streicheln Körper und Seele.

Irland empfängt uns zunächst einmal mit bewölktem Himmel aber warmen Temperaturen. In den Bergen auf unserem ersten Platz strahlt die Sonne wieder mit uns um die Wette. Wir sind in Irland angekommen.

Eine kleine Geschichte: Vogelküken statt Zigarettenkippen

Michael kehrt mit verzücktem Lächeln von seiner Platz-Erkundungstour zurück. „Vor den Männer-Toiletten hängt ein Gefäß für Zigarettenkippen“, teilt er mir mit. Sehr löblich aber kein Grund für eine solche Verzückung, denke ich und nicke zustimmend: „Das gibt es bei den Frauen auch“. Aber bei den Männern ist ein Schild angebracht, dass dort im Moment eine Vogelfamilie wohnt und es zur Zeit nicht nutzbar ist. Von drinnen vernahm Michael leises Piepen. Neugierig mache ich mich auf den Weg, nähere mich leise dem Gefäß und spähe vorsichtig durch den Schlitz: vier Schnäbel recken sich mir mit forderndem Tschiepen entgegen. Flauschige kleine Körper dicht aneinander gekuschelt warten auf Nahrung. Ich entferne mich. Versteckt beobachte ich, wie eine Meise auf dem Dach landet, Richtung Nest startet und wieder zum Dach zurückkehrt als ein weiterer Camper Richtung Toilette läuft. Nachdem dieser verschwunden ist, flattert die Meise zu ihrem Nachwuchs. Der Camper liest auf dem Rückweg das Schild, schaut Michael fragend an und dieser erklärt auf Englisch, was die Worte bedeuten, nur um später festzustellen, dass dieser Camper ein Deutscher ist. Der aufgeklärte Camper sieht die Meise davon flattern, geht vorsichtig Richtung Gefäß, späht wie ich zuvor durch den Schlitz und ein Verzücken breitet sich auch auf seinem Gesicht aus.

So eine kleine Sache kann so viel Freude bringen.

Freitag, 09.06.2023 – Roundwood Caravan & Camping Park – Wanderung: Vartry Reservoir I

Eine Luft wie frisches Quellwasser, schmeichelnder Sonnenschein und wunderbare Ruhe begrüßen uns nach der ersten Nacht in Irland. Noch vor dem Frühstück genießen wir die morgendliche Kühle: Wir wandern zehn Kilometer über verschlungene Pfade, umgeben von vielfältigen, schattenspendenden Bäumen um den in der Sonne glitzernden See. 

Einige Feen kreuzen im Land der Mythen und Sagen unseren Weg. Vielleicht erwachen sie in der ‚Magic Hour‘ bei Sonnenuntergang und wechseln den Platz auf diesem Weg oder suchen sich einen neuen Ort.

Michael möchte eine Fee mit nach Hause nehmen. Vielleicht um meine Theorie zu überprüfen?! Mal sehen, wann wir diese Fee treffen. Die dreizehnte Fee blieb heute unsichtbar für uns.

Auch weniger magische Wesen und Pflanzen verschönern unseren Spaziergang, der in einem gemütlichen Café mit Spinat-Quiche und Kaffee seinen Ausklang findet.

Unser Platz füllt sich zum Wochenende mit zahlreichen Iren und Engländern. Aber die hohen Bäume und Hecken sorgen für ungestörte Privatsphäre, so dass wir entspannen und gleichzeitig interessiert die ankommenden Camper beobachten können.

Nach Sonnenuntergang haben wir es auch in unserem Bus gemütlich.

Morgen schlendern wir über den anderen Trail, umrunden das andere Reservoir.

Samstag, 09.06.2023 – Roundwood Caravan & Camping Park – Wanderung: Vartry Reservoir II

Obwohl der Platz gut besucht ist, starten nur wenige Camper während der frühen Morgenstunden in den Tag. Das einzige andere deutsche Paar hockt vor seinem Zelt (es ist in Deutschland eine Stunde später) als ich hier und da durch unsere Fenster spioniere und diesmal auch ein paar weißgraue Wolken am Himmel erkenne. Michaels Schnarchen beweist, dass er die Zeitverschiebung schon assimiliert hat. Vor unserem Bus genieße ich die warme Luft und die morgendliche Stille. Der frische Wind von gestern hat sich verweht, es breitet sich schwüle Luft unter der Wolkendecke aus. Und tatsächlich ergießt sich nach dem Frühstück ein Schauer aus den jetzt dunkelgrauen Wolken. Fröhlich finden wir unseren großen Schirm aus Schottland und fahren die Marquise aus.

Gerade als wir es uns unter eben dieser gemütlich machen wollen, rettet unser Nachbar mit seinem Hinweis, dass die Dachluke noch offen ist, unsere Schlafstatt. So kommen wir ins Gespräch. Wir quasseln munter drauf los und müssen nur ab und an mal nachfragen, wenn uns der irische Slang unvertraut oder unverständlich erscheint. Unser Bus hat es diesem Paar angetan: big bed, big bath, big fridge – paradise!

Ein bisschen stolz präsentieren wir die Highlights auch wenn der Innenraum nach zwei Tagen am Platz ein bißchen mehr bewohnt aussieht als ‚on the road‘. Morgen wird alles wieder eingepackt. Mit im Gepäck haben wir auch wertvolle Hinweise von unseren irischen Nachbarn zu Orten, welche auf unserer Route liegen und wir uns nicht entgehen lassen sollten.

Es ist nicht genug Wasser von oben, um unseren Bus von Staub und Schlamm zu befreien. Wir starten unseren Trail bei Sonnenschein – diesmal kreuzen sowohl Schafe als auch Rehe unseren Weg – und beenden ihn im Regen. Die verschiedenen Grüntöne erscheinen uns noch intensiver, strahlender.

Nach dem Regen beglückt uns die Sonne noch einmal in den Abendstunden. Neben unseren Grill-Düften wabern noch andere Grill-Aromen über den Platz. Der Hinweis eines Engländers, er hätte den gleichen Grill und dieser wäre beinahe explodiert, lässt Michael unaufgeregt bei sich abprallen. Er spricht die Vermutung aus, dass die Gasverbindung falsch geschraubt wurde. In seiner Camper-Ehre gekränkt, zieht der Engländer von dannen. Wir überprüfen die Anschlüsse und lassen uns nicht bange machen.

Während Michael spült, den Grill verpackt, das Geschirr einräumt, die Marquise einfährt, sich um die Toilette kümmert… – kurz während Michael arbeitet, sortiere ich unsere Erlebnisse und schreibe ein wenig in der Abendsonne.

Sonntag, 10.06.2023 – ‚Kattegat‘, Sally Gap, Glendalough, Johnstown, Kilmore Quai Holiday Park

Heute fahre ich. Da Michael nicht als entspannter Beifahrer gilt, hält sich die Begeisterung bei ihm in Grenzen. Während wir den Bus in seinen ‚On the road‘ Zustand bringen, kommen wir erneut, ich muss an dieser Stelle sagen: leider, ins Gespräch mit unseren irischen Nachbarn. Bevor es an die Küste geht, folgen wir den Empfehlungen unseres Gastgebers: Kattegat, Sally Gap und Glendalough.

Die irische Lady teilt mir mit, dass sie diese wirklich sehr enge Straße gestern mit dem PKW ohne Wohnwagen befahren haben. Michael steht kurz vor einer Panikattacke: „I’m dying“, teilt er sich gestenreich mit und erklärt natürlich auch warum. Der irische Partner der Lady winkt ab. Mit unserem Bus wird das kein Problem, mit dem Wohnwagen wäre es schwierig. Michael ist immer weniger überzeugt, dass ich diese Strecke fahren sollte. Er wähnt sich, nicht ganz zu Unrecht, als der erfahrenere Fahrer auf der linken Straßenseite.

Ich bleibe entspannt, manövriere unseren Bus vom Platz – der freundliche Betreiber, der uns mit vielen Geschichten aus der Gegend versorgt hat, verabschiedet uns wortreich – und weiter über den Bergpass zu unserem ersten Ziel: ein ehemaliger Drehort der Serie Vikings. Kattegat. 

An dieser Stelle muss ich das Einfügen der Fotos unterbrechen, da es große, weiße, Kleckse regnet, die sich sowohl auf meinem Bildschirm als auch auf meinen Beinen ausbreiten. Ich rette erst einmal den Rechner und vermeide, dass etwas ins Gehäuse läuft, während ich Michaels viel gelobte Feuchttücher anfordere. Unglaublich: das ist mir noch nie passiert: aus großer Höhe von einem Vogel angepisst zu werden. Michael meint, das bringt Glück.

Michaels Hoffnung schwindet als ich nach unserem Zwischenstopp erneut auf die Fahrerseite zustrebe. Die Straße ist eng aber die Iren sind sehr rücksichtsvoll, warten in kleinen Buchten und geben mir viel Raum. Es geht  über Sally Gap Richtung Glendalough zusammen mit unglaublich vielen Radfahren. Heute findet der Wicklow 200 statt. „Auch das noch“, entfährt es Michael. Die Straße scheint gesperrt. „Drehen wir um,“ fordert Michael voller Erleichterung. 

Ich zeige dem Polizisten fragend die Richtung an, in die ich möchte. Er nickt, lässt ein paar Fahrradfahrer vorbei, während ich ein wenig zurück setze um die enge Kurve besser zu gestallten. Dann winkt er mich lächelnd durch und wir zockeln durch eine traumhafte Landschaft. Bergab halte ich mich zurück, lasse den Radfahrer den Vorrang, bergauf warte ich auf ihr Zeichen, sie zu überholen. So erleben wir entspannt ein sich in unglaublich vielen Grüntönen präsentierte Umgebung.

Glendalough ist geprägt vom Cycling-Race. Überall wimmelt es von mehr oder weniger abgekämpften Radfahrern. Da lockt uns doch ein wenig mehr die Besichtigung der ältesten Mühle Irlands in Avoca. Die wunderbaren Wollprodukte lassen mein Shoppingherz höher schlagen und beim Blick auf die leckeren Quiches läuft uns das Wasser im Munde zusammen. Wir spüren, dass wir noch nicht gefrühstückt haben und erwerben Quiche und Cheddar-Käse-Brot. Auch das ein oder andere wärmende Kleidungsstück findet den Weg in den Bus.

Zur Freude Michaels Freude darf er den Rest der Strecke fahren. Durch ein von Bäumen und Sträuchern gestalteter Tunnel fließt die nun nicht mehr ganz so enge Straße dahin.

Noch einmal schiebt sich das Irische Pärchen in unsere Gedanken als wir am Hinweisschild Johnstown vorbei fahren. Sehenswert und nicht so teuer erinnern wir uns und Michael vollzieht ein routiniertes Wendemanöver. 

Ein Pfau begrüßt uns lautstark während er an uns vorbei stolziert.

Ein weiteres prachtvolles Exemplar begegnet uns in der großen Parkanlage des Schlosses.

Nur noch eine kurze Fahrt bis zur Küste und unserem heutigen Zielhafen: Kilmore Quai. Eine redselige Dame präsentiert die Gestaltung des Platzes und die kulinarischen Vorzüge dieses kleinen Fischerdorfes. Michael freut sich auf eine reichliche Portion Fish & Chips. Auf meine Frage, ob es möglich wäre am morgigen Tag die Saltee-Insel zu besuchen, bekomme ich den dringenden Rat dies sofort online zu buchen, da die Jungtiere geschlüpft sind und viele Fotografen auf die Insel wollen. Wenig begeistert 3-4 Stunden auf einer kleinen Insel zu verbringen, beobachtet Michael meinen Aktionismus. Ich kann seine Gedanken förmlich hören: ‚Warum…, weshalb…, wieso…?‘ Wir ergattern die letzten zwei Plätze für die 12:00 Uhr Fähre und machen uns schon mal mit den Sicherheitsvorschriften bekannt. Vom kleinen Vessel, geht es ins Dingi, dann ins Meer und an den Strand der Insel. „Wie es gibt keine Anlegestelle“, brummt es mürrisch von der Seite. Ich klappe den Rechner zu: „Gehen wir Fish and Chips essen.“

Montag, 11.06.2023 – Saltee-Island

Heute gönnen wir uns ein Frühstück im kleinen aber feinen Café am Hafen. Wir rüsten uns für unsere Erkundungstour von Saltee-Island aus. Neben Fernglas, Regenjacke und Wasser, landen auch Bücher im Rucksack. Um für Wind, Sonne und Regen gerüstet zu sein, darf auch der übergroße Whiskey-Schirm nicht fehlen. Am Fähranleger klettern wir mit zehn weiteren Personen über ein größeres Boot, in ein dahinter liegendes kleineres Schiff. Eine rasante zwanzigminütige Fahrt bringt uns vor die Insel.

Die dreckige Schwimmweste, die mir gereicht wird, übergebe ich Michael während er mir widerstandslos seine saubere überlässt. Sechs Personen dürfen ins Dingi. Michael schiebt sich aktiv nach vorne, tritt bei der Ankunft forsch auf den Strand und folgt zielgerichtet den Fotografen, die mit ihren exorbitanten Objektiven leicht auszumachen sind.

Beim Anblick der mit Vögeln übersäten Klippen lassen wir unsere Rucksäcke fallen, schockverliebt starren wir auf die Papageien-Taucher, die vor uns über die Wiese tippeln und greifen zum Handy und Fernglas (danke Mecky). Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass unsere Bücher am heutigen Tag im Rucksack bleiben.

Nach dem ersten, zweiten und dritten satt sehen der vielfältigen Vogelschar aber vor allem der süßen Puffins, umrunden wir die Insel mit kleineren und größeren Beobachtungspausen.

Der an manchen Stellen mannshohe Farn streichelt die nackten Arme und Beine. Wir bahnen uns aber auch vorsichtig den Weg durch Brennnesseln und Diesteln. Die Sonne gönnt uns zwischendurch immer mal eine Pause.

Die Jungtiere werden lautstark von den Möwen beschützt. Wir hören zuerst die warnende Rufe der Möwen, dann erspähen wir das Jungtier und halten respektvoll Abstand.

Die Zeit vergeht im Flug. Wir erspähen unsere Ferry, die Guys starten das Dingi, um uns wieder einzusammeln.

Den Weg hinunter zum Strand laufen wir mit knurrenden Mägen, trotzdem gönnen wir uns noch eine letzte Puffin-Studie.

Dies war ein rundum gelungener Ausflug. Wir verabschieden uns von der Insel und landen wieder sicher im Hafen Kilmore Quai.

Dienstag, 13.06.2023 – Rock of Cashel – Killarney Flesk Caravan & Camping Park

Es zieht uns noch einmal zu Cocoa’s Café. Der Frühstücks-Burrito sättigt uns den ganzen Tag. Die erste zweistündige Fahrt durch eine abermals sattgrüne Landschaft führt uns ein wenig ins Landesinnere zum Rock of Cashel. Die Temperatur ändert sich von 20 auf 30 Grad, nicht von Regen auf weniger Regen, wie wir es hier in Irland erwartet hätten.

Der volle Parkplatz bietet wenig Hoffnung. Mutig steuere ich auf die Plätze für die Bus Coaches zu. Micha springt aus dem Bus, um mich einzuweisen. Ist nicht sehr schwierig, ist genügend Platz und weitere freie Bus-Parkplätze sind vorhanden. Trotzdem haben wir ein schlechtes Gewissen. Oben bei der Kathedrale, fragen wir den Guide, ob wir dort stehen dürfen. „Take it easy, no problem for me, maybe for the busdrivers“, erklärt er lächelnd und zuckt mit den Achseln. Hm, nun ja – damit können wir uns arrangieren, denn wir sind schon neugierig auf diese alte Kathedrale, die sich erhaben über dem Ort Cashel präsentiert.

Wieder zurück im, von der Sonne aufgeheizten, Bus, suchen wir einen Supermarkt, der auf dem Weg zu unserem heutigen Platz liegt – wir brauchen Wasser, Obst und Gemüse. Angekommen genießen wir die Abendsonne.

Mittwoch, 14.06.2023 – Killnarey Nationalpark

Laut und lange. Ein anhaltendes intensives Geschrei einer Krähe, die sich gefühlt auf unserer Dachluke befindet, holt uns aus dem tiefen Schlaf. Aufhören! Sie hört nicht auf und bekommt auch noch Gesellschaft von einigen Hähnen irgendwo in der Nähe. Na gut: wir öffnen unsere Luken, beobachten die Nachbarn und kochen Kaffee.

Der ein wenig wolkenverhangene Himmel mit immer wieder durchbrechenden Sonnenstrahlen verspricht eine entspannte Wärme für unsere Wanderung durch den Killnarey Nationalpark. Wir starten ohne Frühstück, denn unser Ziel mitten im Park an einem See ist Dinis Cottage. Traumhaft ruhig, frisch und ein wenig verwunschen gestaltet sich unser Weg durch den Wald mit Ausblicken auf die verschiedenen Seen.

Die Stille des Waldes durchdringt ein Geräusch, das wir zunächst nicht zuordnen können. Es wird lauter, intensiver und mehrstimmiger – Kühe! Ein durchdringendes Muhen schallt durch die Bäume. Wir entdecken die Herde mit mehreren Jungtieren unter einer Brücke. Die ‚Mamis‘ dirigieren ihren Nachwuchs lautstark in die von ihnen gewünschte Richtung.

Der See liegt nach wie vor still und bewegungslos dar während Nebelschwaden die Berggipfel umfließen. Es herrscht eine mystische Atmosphäre. Heute findet die Fee auf unserem Rückweg Michael.

Nach der Brücke schreiten wir beflügelt voran. Am nah gelegenen Ufer entdecken wir eine Anlegestelle und vermuten dort das Cottage für unsere kulinarische Pause.

Einige Boote bieten eine Fahrt über den See zum Muckross House an. Wir überlegen kurz, entscheiden uns aber für eine weitere Wanderung durch den Wald und erreichen schließlich ein wenig fusslahm dieses Landhaus.

Der Gang durch die Gärten fällt kurz aus, denn bis zu unserm Bus sind noch einige Kilometer zu bewältigen. Mich zieht es allerdings noch zur Abby Ross. Michael setzt sich unter einen Baum, neben der Kuhwiese zu den Kühen und lässt mich ziehen.

Auch das Innere der Ruine wirkt einladend und beim näheren Erkunden der dunklen Räume auch ein wenig gespenstisch.

In einigen Räumen und in den engen Treppenhäusern bin ich dankbar für meine Handy-Taschenlampe.

Der Blick auf den geringen Ladezustand meines Handys beunruhigt mich ein wenig, so dass ich mich im Dunkeln vorwärts taste.

Die Ausblicke aus den oberen Etagen entschädigen für den holprigen Aufstieg.

Wieder zurück im Untergeschoss finde ich einen Ausgang auf einen schmalen Weg. Ich überlege kurz, wähle den Weg in der Hoffnung, dass er eine Abkürzung ist auf dem Rückweg zu Michael. Von Ferne höre ich das Muhen der Kühe, welches mit dem dichter werdenden Wald und dem schmaler und unwegsamer werdenden Pfad nach und nach verklingt. Mein Akku ist bei 9 % und ich habe keine Ahnung wo ich bin. Ich sende Michael: Lost, Akku fast leer… Zurück kommt: Google sagt, du sollst umkehren. Den ganzen Weg wieder zurück? Ich marschiere, klettere weiter und meine Straßengeräusche zu hören. Meine Sinne täuschen mich nicht und ich erreiche die Straße, den Eingang zum Nationalpark und Michael, der fröhlich winkend auf mich zustrebt.

Etwas neidisch schiele ich auf die Kutschen. Ob die wohl auch außerhalb des Nationalparks fahren. Bin heute wirklich genug gelaufen.

Na den Rest schaffen wir auch noch. Müde schlurfe ich hinter Michael her zu unserem Platz, wo eine englische Lady meinen Gang mit der Bemerkung kommentiert, es schaut aus, als ob ich heute viel gelaufen wäre. Ich nicke erschöpft: too much, sixteen kilometres. Von jetzt an muss der Liegestuhl Überstunden machen, selbst ein Regenschauer kann mich unter der Marquise nicht vertreiben.

Donnerstag, 15.06.2023 – Ring of Kerry -Kenmare – Mannix Point Camping and Caravan Park

Heute fahren wir den Ring of Kerry: die N70 fließt direkt an unserem Platz vorbei, kleines Links und ich bin ‚on the road‘. Das war der leichte Teil, der Gebirgspass ist eng und unübersichtlich, bietet aber spektakuläre Ausblicke – aber nur für den Beifahrer.

Kenmare, ein 2400-Seelen-Städtchen ist unsere erstes Ziel. Wir lassen uns treiben, genießen das lebhafte Treiben in den Straßen und die atmosphärische Stille beim ‚circle of stone‘ mit seinen Wunschbäumen.

Michael fährt weiter, damit ich die Aussicht genießen kann. Unser nächstes Ziel ist die Straße mit ihren spektakulären Ausblicken, die sich kaum mit der Kamera einfangen lassen.

Unser pitch in Mannix Point verwöhnt uns noch einmal mit einigen Sonnenstrahlen, welche immer mal wieder die dramatische Wolkendecke durchdringen.

Wir entspannen, genießen die Ruhe und den lustigen Erfahrungsaustausch mit unseren Nachbarn.

Freitag, 15.06.2023 – Ring of Kerry – Dingle – Campail Teach an Aragail

Leichter Nieselregen legt sich wie Puderzucker auf die irische Landschaft. Wir starten früh und lassen heute den Bus für uns wandern. Zunächst auf dem Ring of Kerry bis zur Stadt Kilorglin mit dem Ziel ein nettes Café zu finden, da wir wie so oft ohne Frühstück gestartet sind. Meine Fahrt über den öffentlichen Parkplatz stimmt mich wenig optimistisch, einen geeigneten Platz für unseren Bus zu finden. Ich verlasse den Parkplatz, schlängle mich über die Brücke, will mich schon wieder Richtung Nationalstraße einfädeln als Michael erspäht ein Café/Restaurant mit Fishery und großem Parkplatz. Dort sollen wir wohl hin. Der Fischladen zieht mich magisch an aber wir sollten ihn nicht mit leerem Magen entern. Wir ziehen im Café dreimal um bis wir einen ruhigen Platz mit wunderbaren Blick auf den Fluss gefunden haben.

Gut gestärkt, schlendern wir durch den das Fischgeschäft. Da das Pärchen vor uns ein paar Sonderwünsche hat – sie wollen ihre Einkäufe nach Deutschland schicken – sammeln wir das ein oder andere Leckerli ein: wir haben ja einen großen Kühlschrank. Es geht weiter Richtung Dingle, einer quirligen Hafenstadt auf der Halbinsel. Sattgrüne Teppiche breiten sich unter bewölktem Himmel vor uns aus.

Dingle gestaltet sich als wahrer Touristen-Magnet. Bunte Häuser, Pubs und zahlreiche Geschäfte säumen die Straßen. Obwohl es aussieht als ob der Himmel jeden Moment seine Schleusen öffnen wird, bleibt es bei unserem Bummel durch das Städtchen trocken.

In der Bucht von Dingle lebt seit vielen Jahren ein Delphin, der sich, weil er den Anbietern der Bootstouren ein ’nose on nose‘ Kontakt garantiert, eine Bronze-Statue verdient hat.

Wir entschließen, trotz der abschreckenden Ankündigung von engen Passagen, felsigen Steilwänden auf der einen niedrige Steinmauern auf der anderen Seite, die Halbinsel auf der Küstenstraße zum umrunden, da es auf diesem Weg großartige Ausblicke und auch einige Jahrhunderte alte, bienenstockartige Steinhäuser zu bestaunen gibt.

Danach gestaltet sich unsere Fahrt – Michael fährt – ein wenig abenteuerlich und wir hoffen, dass sich die Touristen an die unausgesprochene Regel halten, die Halbinsel im Uhrzeigersinn zu umrunden.

Wir sind froh als unser Blick wieder auf grüne Hügel fällt und gönnen uns eine Pause mit Blick auf die Skellic-Islands, wo einer der letzten Star Wars Filme gedreht wurde.

Ganz ehrlich: so schlimm wie beschrieben, war es nicht. Aber uns ist auch kein einziger Reisebus entgegengekommen. Die restliche Fahrt ist einfach nur schön. Wir halten noch einmal für einen Blick in eine wunderschöne Bucht, in welcher die Strömung so stark ist, dass dort das Schwimmen verboten ist.

Die etwas bizarr anmutenden Berge im Hintergrund werden als die drei Schwestern bezeichnet. Mit den drei Schwestern verbinden wir eine Felsformation in den Blue Mountains in Australien.

Da sind wir nicht alleine. Wie es sich so ergibt, kommen wir ins Gespräch mit einem weiteren Bewunderer dieses Ausblicks und teilen unsere Erkenntnisse und Assoziationen. Auf unsere Nachfrage woher er kommt – dieses Aneinanderreihen von Wörtern ohne Pausen, kommt uns bekannt vor – und es stellt sich heraus, dass unser Gegenüber Australier ist, der nun unbedingt ein Foto von uns für uns machen möchte.

Im kleinen Dorf kurz vor unserem heutigen Platz spüren wir noch die Präsenz der Star Wars Dreharbeiten, treffen erneut auf den Australier und lernen eine hier ansässige Künstlerin kennen, die u.a. Schäfchen aus Ton herstellt. Ein Schäfchen wollte mit in unseren Bus.

Dem hiesigen Pub statten wir ebenfalls einen Besuch ab. Warum Michael ausgerechnet unter all den vielen Schilder ausgerechnet dieses fotografiert hat…?

Der Tag voll mit Eindrücken und Erlebnissen findet fast sein Ende auf unserem heutigen kleinen Campingplatz. Der Himmel reisst auf und schenkt uns eine Sonnenstunde auf unseren Liegestühlen. Unseren obligatorischen Gang am Abend über den Platz – jedes Wohnmobil-Dorf ist anders – erweitern wir ein Stück die Straße hinauf, folgen neugierig einem Hinweisschild und landen bei einem freundlichen Iren, der eine spezielle Kirche anpreist. Diese Bauweise haben wir heute schon einmal besichtigt. Etwas unschlüssig überlegen wir, während der Ire uns gerne die Tickets geben und uns in das Haus schicken möchte, damit wir einen Film anschauen, welche das Mysterium dieser Kirche erläutert. Wir sollen diese Gebäude besichtigen und später zahlen, wenn es uns gefallen hat.

Ein wenig in unserer Ehre gekränkt erwerben wir die 4-€-Tickets, geben 2 € Trinkgeld für sein freundliches Angebot und tauchen ein in das Wunder des Gallarus Oratory. Ein 1300 Jahre altes steinernes Gebäude, welche Jahrhunderte lang den atlantischen Stürmen getrotzt hat und immer noch wasserdicht ist.

Wir sind hinreichend beeindruckt, dass dieses Gebäude sozusagen über all die Jahre von den Bewohner dieser Insel respektiert, nicht abgetragen sondern erhalten wurde. Das Fenster und die Tür wurden so ausgerichtet, dass die Sonne den Raum erwärmen aber gleichzeitig Wind und Regen abwehren konnten.

Ein wunderbarer Abschluss dieses erlebnisreichen Tages.

Samstag, 17.06.2023 – Fahrt zur Fähre – Kilkee – Fahrt nach Doonberg: Strandcamping Doonberg

Sonntag, 18.06.2023 -Strandcamping Doonberg: Regen – Strand – Regen – Regen

Regen prasselt auf unseren Bus. Schön. Wir drehen uns noch einmal um und schlafen weiter. Als wir aus unserem Bus kriechen, sind alle anderen Camper schon weiter gefahren.

Wir nutzen heute die Annehmlichkeiten dieses so liebevoll gestalteten Platzes.

So ein bisschen Regen hält uns nicht davon ab, die Umgebung zu erkunden. Unsere Wanderung führt uns vorbei an Kühen und Pferden im Regen und in der Sonne (mehr Regen als Sonne) zum White Strand.

Donner, dramatischer Himmel, immer dunkler werdende Wolken verfolgen uns, holen uns erst einmal nicht ein aber die Ausläufer von der Seite lassen uns an einer Mauer in Deckung gehen, während die Kühe dem Regen ihr Hinterteil entgegen strecken.

Die volle Breitseite erwischt uns am Strand und auf dem Rückweg. Es ist nicht kalt aber die Nässe kriecht stetig durch unsere Hosen, meine Schuhe und stellenweise auch durch unsere Regenjacken.

Die Auswirkungen der Pandemie präsentieren sich immer noch an dieser sehr entlegenen Bucht. Doch die Pubs sind laut, gefüllt und voller Musik.

Zwischendurch gibt sich die Sonne immer mal wieder Mühe durch die Wolkendecke zu dringen, um uns ein paar trockene Minuten für unsere Gänge: Spülmaschine füllen, Bus waschen, duschen etc. zu geben.

Auch wenn sich der Tag anders gestaltet hat als geplant: wir wollten mit Decke und Badekleidung an den Strand, haben wir ihn in Regenkleidung dennoch genossen. Nass sind wir auf jeden Fall geworden. Die Gelegenheit in den Atlantik zu springen, bekommen wir noch während unser Zeit hier in Irland, da bin ich mir sicher.

Wir erfreuen uns an den trockenen Abendstunden und dem stabile WiFi. Der Platz hat sich erneut gefüllt und ein anderes Wohnmobil-Zelt-Wohnwagen-Dorf gestaltet.

Die Nachrichten aus der Heimat, die extremen Temperaturen lassen uns dankbar sein für die frische Luft, den schmeichelnden Wind und die wärmende Sonne. Wir genießen diese gründe Insel mit ihrem wechselhaften Wetter.

Montag, 19.06.2023 – Cliffs of Moher – Fahrt nach Doolin – Nagles Camping & Caravan Park

Die Sonne schiebt sich strahlend über die Wiesen. Kühe zockeln gemächlich in unsere Richtung als wollten sie uns aus unserer Koje schubsen. Wir genießen nach dem gestrigen Regen entspannt unseren Kaffee in der noch kühlen Morgenluft vor dem Bus. Heute wird es gemütlich – so denken wir. Nur etwa 50 Kilometer muss unser Bus genauso gemächlich wie die Kühe die Küstenstraße entlang zockeln.

Ein kurzer Fotostopp am Spanish Point: in der sicheren Badebucht herrscht Ebbe und es ist nahezu menschenleer. Es erfolgt der obligatorische Fahrerwechsel. Wir haben uns ganz gut eingespielt. Ich manövriere am Morgen unseren Bus vom Platz und fahre die erste Etappe. Michael fährt die zweite und stellt den Bus am Nachmittag/Abend in sein neues Nest. Unser einziges Ziel heute sind die berühmten Cliffs of Moher.

Und vorbei ist es mit der Gemütlichkeit und der menschenleeren Weite. Schon vor dem Parkplatz erwarten uns Autoschlangen vor dem Kassenhäuschen. Heute müssen wir für unsere Wanderung 12,- € bezahlen inkl. Parken und enge Wege voller Menschen – es ist noch nicht einmal Hauptsaison. Wir müssen uns nicht fragen, wo es lang geht sondern folgen immer weiter den Massen, die sich den Berg hinauf schieben, um das beste und ungewöhnlichste Foto zu schießen, das je ein Mensch kreiert hat.

Etwas resigniert schieben wir uns vorwärts und immer weiter, in der Hoffnung je länger wir laufen, desto weniger Menschen. Diese Hoffnung wird sich erst sehr viele Kilometer später erfüllen. Zunächst einmal wird es schlimmer. Der ’sichere‘ Weg gestaltet sich als eng mit einer Steinplatten-Wand auf der einen Seite und Stacheldraht, Diesteln, Brennesseln und Stromzaun auf der anderen Seite. Es erweist sich als hohe Kunst sich an den entgegenkommenden Menschen vorbeizuschieben und weder mit diesen noch mit der unangenehmen Wegbegrenzung in Berührung zu kommen. Der Blick auf die wunderbare Klippenlandschaft muss warten, bis einer aus der Herde ausschert, um ein Foto zu machen. Einige klettern über die Steinplatten-Begrenzung, wagen sich gefährlich nah für ein Foto an den Abgrund und schauen während sie an der Klippenkante weiterlaufen auf ihr Handy, ob das Foto auch wirklich gelungen ist. In mein Bewusstsein schiebt sich die Gedenktafel am Anfang des Weges. Ein Gedenken an jene Menschen, die auf den Klippen ihr Leben gelassen haben. Immer wieder bleiben Menschen in der sengenden Sonne zurück und treten verschwitzt den Rückweg an.

Ausgerüstet mit genügend Wasser streben wir weiter, finden schließlich ein ruhiges Plätzchen in der Natur und genießen gefahrlos den Ausblick. Ein wenig graut uns vor dem Rückweg wenn wir den heranströmenden Menschenmassen wieder entgegen treten müssen. In der Ferne glänzen unzählige Autodächer in der Sonne auf dem Parkplatz.

Das spanische Pärchen vor uns unterhält sich und uns lautstark wie es die Spanier nun einmal gewohnt sind. Ein geschicktes Überholmanöver und wir haben ein anderes Pärchen vor und die lautstarken Spanier hinter uns. Wirklich gelungen empfinden wir auf dem Rückweg die Souvenir-Meile: Höhlen, die sich scheinbar in den Berg schmiegen.

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